Tu was du willst oder ergib dich
Als ich so etwa zwölf war, gab es ein Buch, dass mich schwer beeindruckt hat: "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende. Für die, die sich nicht daran erinnern, das ist eine fantastische Geschichte über einen Jungen, der in ein magisches Feenreich gelangt. Er bekommt ein Medaillion, auf dem steht: "Tu was du willst." Zunächst nimmt er an (was wahrscheinlich jeder tun würde) dass es darum geht, dass einfach jede Laune von ihm erfüllt wird. Weil das ein Jugendbuch ist, hat es natürlich eine Moral und es stellt sich heraus, dass es in Wirklichkeit darum geht, das zu tun, was man wirklich will. Mit allen Konsequenzen.
Darüber habe ich viel nachgedacht und das hat bei mir dann dazu geführt, dass ich seitdem mehrmals am Tag darüber nachdenke, ob ich das, was ich tue auch wirklich will. Und ob es letztlich in die Richtung führt, die ich mir für mein Leben vorstelle.
Zwar ist bei mir zwischen der Erkenntnis und der Umsetzung immer eine tiefe, tiefe Kluft, aber das hat zum Beispiel dazu geführt, dass ich nie das Rauchen angefangen habe: Ich war etwa 13 und stand auf einer Party mit einem Rudel anderer Teenager in einem Wäldchen mit einer Zigarette in der Hand, weil das so wahnsinnig cool war. Dann überlegte ich mir, ob ich das jetzt wirklich tun wollte. Nein, wollte ich nicht, also machte ich meine halb gerauchte Zigarette aus und habe seitdem nie wieder geraucht.
"Tu was du willst." hat mich auch davon abgehalten, wie alle anderen aus meinem Abi-Jahrgang aus Sicherheitsgründen BWL zu studieren. Und später nach meinem Studium hat es mich davon abgehalten, mich zur Computer-Programmierin umschulen zu lassen.
Alles in allem also ein sehr hilfreicher Gedanke. Man hält inne, man bedenkt, ob das, was man tut auch zu dem Ziel führt, das man anstrebt, und es ist ein gutes Mittel gegen das Gefühl von Ohnmacht. Schließlich weiß man, dass man sich bewusst entschieden hat.
Bloß in letzter Zeit bin ich ein bisschen ins Grübeln gekommen. Ich fahre nämlich ziemlich auf der Eso-Schiene. Vielleicht geht es gar nicht so sehr darum, was ich will. (Ein Gedanke, der sich einer Mutter immer mal wieder aufdrängt.) Vielleicht gibt es einen größeren Plan. Vielleicht versucht Gott, mich in eine bestimmte Richtung zu leiten, und ich steuere immer wieder dagegen? (Okay, hier ist es, das G-Wort. Sorry.)
Also habe ich zwar nicht aufgehört, mich zu fragen, ob ich das, was ich tue auch wirklich will (Ich habe sogar angefangen, meine Handlungen dementsprechend zu ändern.), lasse gleichzeitig aber etwas locker und bete um Führung und Hilfe. Und siehe da, mein Leben flutscht leichter als vorher. Ich muss gar nicht alles alleine schaffen.
Wow.