Dienstag, November 28, 2006

Ich hab's geschafft! Ich hab's geschafft!

Ich hab's geschafft, mein NaNoWriMo-Roman ist fertig! Ich bin heute mit meinem Klapprechner in die Bibliothek gegangen, so dass ich mich nicht wieder vom Internet ablenken lassen kann. Obwohl ich dort fast erfroren wäre (okay, vielleicht nur ein bisschen), habe ich es geschafft, fast 3.000 Wörter zu schreiben. Und hier ist meine Belohnung - Trommelwirbel -


Ich bin so dermaßen froh, dass ich fertig bin. Ich habe sogar die Geschichte abgeschlossen, obwohl es darin Debatten über das Essen gibt, die länger sind, als das Ende, aber was soll's. ich habe nie behauptet, es würde ein guter Roman werden. Die Erde wurde vor drohender Vernichtung gerettet, einer der Polizisten verliebte sich in eine Außerirdische, die im Keller des Polizeigebäudes gefangen gehalten wurde, eine sehr große und grüne Außerirdische ging spontan in Flammen auf und ließ nur ein kleines (oder vielleicht nicht so kleines, wenn ich darüber nachdenke) Häufchen Asche zurück, so dass die Welt gerettet werden konnte. (Keine Angst, ihre Seele lebt im Erdkern weiter und fühlt sich ziemlich gut.) Ich habe also einen Roman geschrieben, in dem niemand verletzt wurde.

Nicht einmal ich. Und ich bin froh, dass es vorbei ist. (Ich glaube, das sagte ich bereits.) Und nachdem es vorbei ist, hat es auch Spaß gemacht. Ich wusste schon immer, dass das wie Bergwandern sein würde. Ich bin die, die sich von Anfang an bei jedem Schritt beklagt, alle naselang Pause machen und was trinken muss und ihren armen mann damit in den Wahnsinn treibt. Dann bin ich oben und genieße diese Aussicht. Man ist erschöpft und hungrig und die belegten Brote schmecken nie besser als dort oben (oder das Bier, wir gehören zu der Sorte Leute, die ihre Bierflaschen den ganzen Weg auf den Gipfel trägt). Aber ein kleiner Teil von mir weiß, dass ich den ganzen Weg auch wieder zurück gehen muss und der Teil bleibt die ganze Zeit über schlecht gelaunt. Und dann, wenn wir wieder unten sind, verschwitzt und erschöpft und glücklich, dann sage ich immer: "Warum machen wir das nicht öfter?"

Also erhebe ich mein Prosecco-Glas - leider ist uns der Champagner ausgegangen - auf alle NaNos, die sich noch abmühen, die Ziellinie zu erreichen und auf...

... NaNoWriMo im nächsten Jahr.

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Montag, November 27, 2006

NaNoWriMo-Update (2)

Ich sprinte dem Ziel entgegen. Momentan bin ich bei 45.000 Wörtern. Es kann also sein, dass ich Dienstag oder Mittwoch fertig werde. Es fühlt sich ganz hervorragend an, so nah am Ziel angekommen zu sein. (Ich schätze, es wird sich eher noch besser anfühlen, fertig geworden zu sein.) Nach so vielen Wörtern scheint in meinem Roman endlich etwas zu passieren. Um endlich ein bisschen Action zu haben, habe ich auf ein klassisches Sci-Fi-Konzept zurück gegriffen: Etwas droht, die Erde zu zerstören und meine kleine Gruppe Leute (Irdische und Außerirdische) muss die Welt retten. Es ist meine Geschichte, ich kann schreiben, was ich will.

Letzten Samstag hatte ich sogar ein Write-In mit einer meiner Mit-NaNos. Sie wohnt gleich um die Ecke. Als ich ihr die Tür öffnete, stellte sich heraus, dass wir uns schon mal getroffen hatten! (Es gibt hier keine nennenswerten Cafés, also haben wir uns bei mir getroffen.) Wir hatten uns schon vorher in einem, äh, VHS-Kurs über Moderne Schwertkunst getroffen. (Das ist im Wesentlichen die Verschmelzung von mittelalterlichem Schwertkampf mit asiatischem Kampfsport.) Das ist doch mal was, das ihr nicht über mich gewusst habt. Aber ich mache es nicht mehr. Manchmal muss sogar ich etwas aufgeben.

Es ist immer so nett, andere Leute zu treffen, die auch an NaNoWriMo teilnehmen. Leute, die auch verrückte Dinge zum Spaß machen.

Es gibt sogar eine Gruppe von NaNos in der Nähe, die ich vorletzte Woche getroffen habe. Sie schlagen sich alle tapfer, zwei sind sogar schon fertig. Wir werden uns am Freitag treffen, um zu feiern, das alles vorbei ist.

(Wow. Ein kurzer Eintrag. Wer hätte gedacht, dass ich das kann...)

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Freitag, November 24, 2006

Warum es hart ist, Songs zu schreiben

Das ist jetzt natürlich der zweite Teil meines Eintrags darüber, warum Schreiben einfach ist. Für diejenigen von Euch, die es eilig haben: In Wirklichkeit ist es natürlich nicht hart, aber für mich schon.

Ich habe darüber schon Einiges geschrieben, es ist also nicht direkt ein Geheimnis: Ich finde es nicht einmal einfach, Musik zu machen. Musik macht nämlich Krach. Als Kind habe ich in einem Haus gewohnt, wo der Vermieter sich permanent über uns Kinder beklagt hat. (Und er hatte selber Kinder.) Wir haben sogar gelernt, die Treppe auf Zehenspitzen hochzuschleichen. Stellt euch also die Reaktion vor, als wir ein Klavier kauften. Und ich habe so gerne gespielt, dass sie mir verboten haben, länger als eine Stunde am Tag zu spielen. Oh, und als wir dann in unser eigenes Haus zogen, als ich vierzehn war, stand mein Klavier im Wohnzimmer und jeder sagte mir, ich solle doch bitte aufhören, zu spielen, damit sie fernsehen konnten. Heute noch, wenn ich auf der Bühne stehe, habe ich den starken Drang, mich dafür zu entschuldigen, dass ich den Leuten ihre wertvolle Zeit stehle. Und laut bin.

Nach Jahren und Jahren, in denen ich vermieden habe, mich selbst Musikerin zu nennen, in denen ich nach äußerer Bestätigung gesucht und auf mein Musiker-Abzeichen gewartet habe, musste ich feststellen, dass ich in all den Jahren nicht nur ziemlich viel Musik gemacht hatte, sondern auch einen Abschluss in Musikpädagogik. Also habe ich etwa vor fünfzehn Jahren aufgehört, mich damit weiter zu quälen und fing an, einfach zu sagen, dass ich Musikerin bin. Ich habe ein Recht darauf. Ich mache Musik. Und ich verdiene mein Geld damit, Musik zu unterrichten.

Aber die ganze Zeit über war ich blockiert. Ich wollte das erste Mal Songs schreiben, als ich zwölf war. Ich fing an, etwas vor mich hin zu summen, hatte keine Ahnung, wie ich es festhalten sollte und hörte auf. Wenn es um meine größten Herzenswünsche geht, lasse ich mich leicht entmutigen. Als ich an der Uni jemand traf, der tatsächlich Songs schrieb. UND DER NUR EIN GANZ NORMALER MENSCH WAR! dachte ich: "Hm. Wenn der das kann, kann ich das ja vielleicht auch." Ich fing an, wieder mit Songs in meinem Kopf herumzulaufen, aber ich wusste nicht, wie ich sie aufschreiben oder -nehmen sollte. Wenn ich versuchte, sie aufzuschreiben, dann veränderten sie sich, weil das Aufschreiben von Musik ziemlich viel Übung erfordert. Und ich hatte keinerlei Aufnahme-Möglichkeit. Also wurde das ein "Eines Tages"-Ding. Eines Tages werde ich Songs schreiben.

Dann ging ich zu einem Workshop der fabelhaften Rhiannon, bei dem wir einen Song schreiben sollten. Wir machten an dem einen Tag eine Schreib-Übung für den Text und wurden mit der Aufgabe nach Hause geschickt, zu einem Teil dieses Textes Musik zu machen. Improvisation war erlaubt und man konnte alle anderen Sänger einbeziehen und sie singen lassen. Oder ein Instrument mitbringen. Ich liebte diese Übung. Von ganzem Herzen. Ich ging nach Hause mit einer Melodie zu meinen erstaunlichen Lyrics im Ohr, die einfach immer weiter und weiter ging. Ich konnte es gar nicht erwarten, zu meinem Klavier zu kommen, um die Melodie und Harmonien aufzuschreiben.

Als ich nach Hause kam, wartete da eine Nachricht auf mich, dass alles, was ich getan hatte, um meine akademische Karriere voranzutreiben, umsonst gewesen war. Die Arbeit von neun Monaten wurde abgetan als minderwertig. Peng! Ich rief einen Freund an, ich rief meinen Doktorvater an, ich weinte, ich redete mit meinem Mann... Meine kleine Melodie war futsch.

Aber dann tat ich etwas, auf das ich richtig stolz bin: Ich setzte mich an mein Klavier, nahm den Text und machte eine neue Melodie. Und schrieb sie auf. Am nächsten Tag im Workshop brachte ich dem gesamten Workshop bei, mein Song-Fragment mehrstimmig zu singen. Rhiannon schaute mich an und sagte: "Wo sind diese Harmonien denn her gekommen?" Ich weiß es auch nicht.

Aber da war klar, dass Songs zu schreiben für mich wirklich wichtig ist. Und dann vergaß ich das prompt wieder und schreib meine Doktorarbeit fertig und bekam den Titel dann doch nicht. Ich wurde schwanger und bekam meinen Sohn. Und dann war mir klar, dass eines Tages jetzt sein musste.Seit diesem Workshop habe ich mir jedes Jahr im November vorgenommen, Songs zu schreiben. Und jeden Herbst habe ich etwa einen halben Song geschrieben. Vorletztes Jahr habe ich dann ernsthaft angefangen. Mein Mann hat mir sogar eine Karte zu Weihnachten geschenkt, auf der stand, dass er einen Verein zur Förderung meiner Bemühungen gegründet habe. Er gab mir seinen alten Harddisk-Rekorder und ich habe zwei meiner Songs aufgenommen. Er hat sie abgemischt. Und dann merkte ich, dass mir Melodien zwar leicht fallen, weil ich eine Sängerin bin, die viel Jazz und Improvisation gemacht hat, dass ich aber durch meine mangelnden pianistischen Fähigkeiten behindert werde.

Sofort nahm ich Klavierstunden. Und diese Lehrerin ist fantastisch und ich habe eine Menge gelernt. Aber anstatt Songs zu schreiben fiel ich in die Schüler-Mentalität zurück und dachte nur noch darüber nach, Jazzsongs auf dem Klavier zu spielen. Dann versuchte ich wieder, Songs zu schreiben. Dann fing ich an, zu bloggen. Und dann war jetzt.

Vor ein paar Tagen hatte ich eine Erleuchtung: Ich werde nur lernen, Songs zu schreiben, indem ich Songs schreibe. (Ja, ich weiß, wirklich tiefsinnig.) Also habe ich mich selbst dazu verpflichtet, miese Songs zu schreiben, bis ich weiß wie man das macht. Und dann muss ich lernen, etwas zu Ende zu bringen. Anfänge fallen mir wirklich leicht. Keine Ideen? HAHAHA! Sie irgendwo festhalten? Schwerer. Etwas fertig machen? Wieder HAHAHA. Aber aus anderen Gründen.

Also müsst ihr doch einsehen, dass das Schreiben viel leichter ist: es ist tragbar, es macht keinen Lärm und man lernt es schon in der Schule. Und man braucht kein Equipment. Wenigstens nicht viel.

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Dienstag, November 21, 2006

Schon wieder alles falsch gemacht

Wenn jemand lesen möchte, wie die Bloglesung wirklich war (so mit Inhaltsangaben und so), dann sollte er hier weiterlesen. (Und "fellow passenger" schreibt nicht einmal, was er anhatte.)

Ich und die Bloglesung

Am Sonntag war ich bei einer Bloglesung. Bei dieser Bloglesung, um genau zu sein. Als Teil des Publikums übrigens. Und mein Mann hat sich sogar mitschleifen lassen. Ich war allerdings etwas nervös, weil der Abend unter dem Motto "Weibergschichtn" stand.

In der englischen Ausgabe dieses Blogs habe ich an dieser Stelle erklärt, was eine Bloglesung ist. Eine Bloglesung bedeutet, dass man Teile seines Blogs laut vor Publikum vorliest. Es sieht so aus, als täten das nur Deutsche. Denn - wie die Kaltmamsell sagte - deutsche Blogger sind literarisch ambitioniert.

Kaltmamsell

Wir gingen dort also hin, zu zweit, unser Sohn in den fähigen Händen meiner Schwiegermutter. Die Lesung fand zu einer sehr vernünftigen Zeit statt, um 18 Uhr. Fantastisch für Leute, die gewöhnlich um halb sieben zu Abend essen und gegen elf ins Bett gehen. Und es fand in einem Hamburger-Lokal statt, alsoi konnten wir dort sogar zu Abend essen. Da das nicht die erste Bloglesung war, zu der ich ging (aber über die erste habe ich nie geschafft, etwas zu bloggen), war ich vorbereitet. Ich hatte meinen Fotoapparat mit und war richtig angezogen. Was, ihr denkt, es gibt bei Bloglesungen keine Kleiderordnung? Damit liegt ihr komplett daneben. Ich glaube allerdings, dass sich außer mir niemand dessen bewusst ist. Das sind nämlich die Zeiten, in denen mir immer klar wird, dass ich jetzt in einer Art Vorstadt wohne. Zur letzten Lesung trug ich meine neue rot und orange, gerüschte und geblümte Bluse mit einer selbst gestrickten orangen Seidenjacke mit Spitzen. Dazu Jeans und meine neuen Stiefel. Wow, habe ich vielleicht deplatziert ausgesehen! Nun gibt es sicher Leute, die denken, wenn man Etwas trägt, dass gleichzeitig orange und rot ist, dann sieht man immer deplatziert aus, aber ich versichere euch, ich sah her-vor-ragend aus. Aber alle anderen trugen Schwarz. Oder Grau, oder Beige (und das ist nicht einmal eine Farbe.) Vielleicht war sogar jemand mutig genug für einen himmelblauen Rollkragen-Pullover. Tja, ich lebe nicht mehr in der großen Stadt und ich gehöre nicht zu den Intellektuellen. (Das ist die Art, sich zu kleiden, den ich den "Germanistenlook" getauft habe. Architekten sieht man darin allerdings auch ziemlich häufig. Vor allem Schwarz, manchmal Braun, relativ konservativ immer mit einem kleinen Dreh und Brille. Ich kann da nur mit meinem Vorort-Hausfrau in Sportswear-Look kontern. Oder manchmal mit meinem "Ich bin eine Sängerin in wallenden Gewändern"-Look.)

Dieses Mal war ich also vorbereitet und habe schnell noch ein olivgrünes Jackett über gezogen, um mein rotes T-Shirt zu verbergen. Wieder trug ich meine Jeans und schwarzen Stiefel und meinen geliebten Wintermantel, weil er von Noa Noa und deswegen stilvoll ist, wenn auch rot. Ich war vorbereitet, ich kam nicht alleine, weil ich mich bei der ersten Bloglesung, zu der ich gegangen war, recht einsam gefühlt hatte. Die Anderen kamen zu zweit und zu dritt. Und redeten offensichtlich nicht mit Fremden. Ich fühlte mich genauso merkwürdig wie die beiden Goths, die an meinem Tisch gesessen hatten. Auf dem Weg zur Lesung sagte ich meinem Mann: "Ich bin sicher tierisch nervös und will Hallo sagen und dann traue ich mich nicht und bin traurig und gehe wieder nach Hause. Und das tat ich dann auch. Ich hatte am Tag vorher sogar überall kommentiert und erzählt, dass ich hingehe...

Würdet ihr das tun? Zu einem der A-Blogger gehen, ihre Hand schütteln und sagen: "Ich liebe Ihr Blog. Ich habe übrigens gestern bei Ihnen kommentiert. Ich habe auch ein Blog." Und dann hätte sie mich vermutlich angeschaut und gesagt: "Äh. Wie? Susanne? Äh. Hallo." Und wenn ich Glück gehabt hätte, dann hätte sie sich gedacht: "Oh. Die Mamabloggerin mit den Windeln. Wie armselig." Aber vielleicht auch nicht und jetzt werde ich es nie wissen, weil ich nur da gesessen habe (hinten! mein Mann sitzt nicht gerne vorne) und ein paar Fotos gemacht habe. (Ich muss erst um Erlaubnis fragen, bevor ich sie posten kann, weil die Bloggerinnen alle unter Pseudonym bloggen. Noch etwas, dass alle deutschen Blogger machen und ich nicht. (Oh, außer Martina Kink.))

Und jetzt mache ich schon wieder etwas falsch, indem ich über die Lesung blogge. Oder wie isarblogger geschrieben hat:
und glaub bloss nicht, dass ich jetzt hier einen längeren eintrag schreib, wer “großartig” war und wer “bezaubernd” ist und was man halt sonst so alles nach einer bloglesung schreibt. ich finde blogeinträge über bloglesungen nämlich ganz, ganz furchtbar. weil sie alle gleich klingen und sich nur durch namen und orte unterscheiden.
Also, Blogeinträge über Bloglesungen sind langweilig. Und tatsächlich waren alle "großartig" und "bezaubernd". Alle vier Bloggerinnen waren großartig, bezaubernd, gut aussehend und gut angezogen. (Vor allem schwarz, aber es gab ein rotes Kleid (Schock!) und ein Pepita-Rock.) Sie lasen gut, was gar nicht so einfach ist, sogar Miss M., die das vorher noch nie gemacht hatte und einen leichten Mangel an Mikrofontechnik zeigte. (Kleiner Tip: Bei dieser Art Mikrofon kann man durchaus ein wenig Abstand halten. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass man dann aufrecht stehen kann.) Es gab viele Menschen im Publikum, die sich offensichtlich gut unterhielten.

Oh, die Bloggerinnen (Jetzt wisst ihr, warum dieser Blog-Eintrag "Ich und die Bloglesung" heisst.): Es lasen: Frau Klugscheisser, Kaltmamsell, Martina Kink, and Miss M. Das Meiste, das vorgelesen wurde, war mir bereits bekannt, schließlich verfolge ich einige dieser Blogs schon seit längerem. Miss M. wir eine erfrischende Bereicherung meiner Feed-Liste darstellen. (Nicht, dass ich unbedingt noch mehr Feeds brauchte. Momentan stehe ich bei 131.)

Frau Klugscheisser

Bloglesungen sind ein bisschen seltsam. Es gibt nur wenige Texte, die sich dazu eignen, vor Publikum laut vorgelesen zu werden. Blogs sind eher wie Zeitungen als wie Bücher. Man kann wohl ein Buch aus einem Blog machen, aber dann muss man Dinge verändern. Oder auch nicht. Es gibt da draußen deutsche Blogs, die sich lesen wie eine Sammlung Kurzgeschichten; z.B. Merlix. Das hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Ich weiß, ich tue es schon wieder. Ich sollte mein Blog umbenennen: "Ich bin Mutter, hör mich denken." Zunächst einmal bin ich etwas neidisch. All diese ambivalenten Gefühle Bloglesungen gegenüber heißen mitnichten, dass ich nicht sofort zusagen würde, bäte mich jemand teilzunehmen. In Nullkommanix hätte ich meinen meine BH-Story rausgezogen und stünde vor dem Mikro. Und sie haben alle ungefähr hundert Mal so viele Leser wie ich, oder mehr. Heutzutage fühle ich mich sogar schon komisch, wenn ich bei der Kaltmamsell kommentiere, denn dann kommen immer einige Dutzend Leute auf mein Blog. Sie bleiben allerdings nie. Ich denke, ein Blick auf meinen Blog-Kopf ist genug, um sie für immer abzuschrecken.

Also habe ich auf der Lesung über den Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen (oder vielleicht kanadischen) Bloggern nachgedacht. Ich habe das Gefühl, viel stärker zur amerikanischen Blogosphäre zu gehören. Ich denke, das liegt an blogher und crazyhipblogmamas und natürlich mommybloggers. In Deutschland ist mir noch keine Mamablogger-Bewegung untergekommen. Und es gibt einen Unterschied, wenn ich kommentiere. Die deutschen Blogs, die ich liebe - so wie die von der Lesung - sind alle ziemlich trocken und etwas sarkastisch. Und wenn ich auf diesen Blogs kommentiere, habe ich immer das Gefühl, ich sollte jetzt ganz schlau klingen und etwas Intelligentes und auf trockene und ironische Art Lustiges schreiben. Wenn ich auf amerikanischen Blogs kommentiere, verteile ich ständig Dinge wie: "hugs", "That's great!", und "sniff". Ich mag Beides, aber mir wäre ein wenig mehr Wärme in der deutschen Blogosphäre lieber. Und nein, ich keine gute Wahl, wenn es darum geht, etwas wie blogher Deutschland oder Deutsche Mamablogger ins Leben zu rufen.

Ich möchte in Zukunft wirklich gerne weiter Bloglesungen besuchen. Es ist schön, die Leute auch zu sehen, die man jeden Tag liest. Sogar, wenn man zu schüchtern ist, um Hallo zu sagen. (Und jetzt gehe ich dann "Links angeln", weil ich vorhabe, allen zu sagen, dass ich über ihre Lesung geschrieben habe. Nachdem ich das Ganze ins Deutsche übersetzt habe. (Note to German readers: this is the translation. For the original text click here.))

(Und habt ihr eine Ahnung, wie lange es gedauert hat, dies zu schreiben? Zwei Stunden. Und ja, mir ist klar, das es zu lang ist. Tut mir leid. Aber das waren die zwei Stunden, die ich heute für meinen NaNo-Roman gebraucht hätte. (Und habt ihr eine Ahnung, wie lange es dann auch noch dauert, das Ganze zu übersetzen? Äh, nein, wahrscheinlich eher eine Stunde, weil ich die meisten Links einfach so lassen kann, wie sie sind. Und deutsche Wörter muss ich nicht nachschlagen (Meine neue Rechtschreibung ist allerdings nicht so völlig sicher.).)

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Samstag, November 18, 2006

Warum entspannst du dich nicht ein bisschen?

Seitdem ich vor einiger Zeit über Freundschaft geschrieben habe, habe ich wieder intensiveren Kontakt zu meinen Freundinnen. Es ist erstaunlich. Und eine von ihnen habe ich sogar getroffen. Und wir haben uns unterhalten. Natürlich. Und dann sagte sie:

"Warum entspannst du dich nicht ein bisschen? Du musst ja nicht immer alles auf einmal machen."

Ich antwortete ihr, dass ich nicht locker lasse, weil ich mit meinem Leben nicht zufrieden bin. Oder mit mir. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Zum einen kenne ich mich. Ich lebe mit mir schon seit fast vierzig Jahren und einer Sache bin ich mir sicher: Entspannen ist für mich sehr einfach. Zu sagen: "Oh, ich war so fleißig, ich muss ja nicht immer alles richtig machen." Peng! Als nächstes bin ich wieder am gleichen Punkt wie zu Anfang. Zehn Kilo schwerer, chaotisches Haus, seit Wochen keine Musik gemacht. Und das wäre voll okay, wenn es mich nicht so unglücklich machen würde. Und dann ist da noch dies:

Mein ganzes Leben schon habe ich "viel Potenzial" gehabt. Ich war darauf richtig stolz. Klingt doch gut, oder? Aber dann ist es mir langsam gedämmert: Potenzial heißt gar nichts, wenn es immer potenziell bleibt. Wenn es nur potenziell bleibt, stirbt man irgendwann als Loser. Ich habe dafür ein großes Vorbild. Mein Vater ist ein intelligenter Mann mit großem Potenzial. Meine Mutter fand ihn so attraktiv, weil er voller sprühender Konversation war und weil sein ganzes Zimmer mit Zeichnungen gepflastert war. Er zeichnete. Tja, er hat das aufgegeben, als ich klein war und hat seitdem keinen Bleistift mehr angefasst. Weil er nicht "gut genug" war. Er hatte jede Menge Hobbys und Interessen und alles was er getan hat, war mit einem Buch in der Hand auf der Couch einzuschlafen. Ich sage nicht, das mein Vater ein Loser ist. Auf keinen Fall. Aber es ist immer traurig, wenn jemand nicht tut, was er sich am meisten wünscht.

Ein anderes Beispiel: Weil ich ja Musiklehrerin bin, passiert es mir häufig, dass ich auf Partys Leute treffe, die mir erzählen, wie gerne sie immer Klavier spielen lernen wollten. Meine automatische Antwort darauf ist immer: "Das kannst du noch immer." (Na ja, eigentlich sage ich: "Du bist ja noch nicht tot, du kannst es immer noch lernen." Aber das kommt irgendwie nicht so gut an.) Und sie haben Angst und sie tun es nicht und es bricht mir jedes Mal das Herz, zu sehen welche Sehnsucht dahinter steht.

Ich möchte nicht jemand werden, der sein Leben damit verbringt, die Dinge zu bereuen, die er verpasst hat. Ich will nicht aufwachen und denken: "Ich wollte immer einen Roman schreiben oder Songs, aber ich habe es nie getan. Und jetzt ist es zu spät."

Jep, das nennt man Midlife-Crisis. Und mir ist klar geworden, dass da nie genug Zeit oder Raum oder Geld sein wird. Das ich mich jetzt ändern muss und jetzt das tun muss, was ich will. Ich bin davon nicht besessen. Es ist voll okay, die Musik einen Monat zu vernachlässigen, um einen Roman zu schreiben. Aber nicht für ein Jahr. Und wie meine Lieblings-Klavierlehrerin er formuliert hat: "Du wirst es am Ende deines Lebens sicher nicht bereuen, nicht alle Folgen der Lindenstrasse gesehen zu haben."

Aber du wirst es bereuen, nicht deine Träume gelebt zu haben. Ganz sicher.

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Montag, November 13, 2006

NaNoWriMo Zwischenbericht

Hallo, ich bin immer noch da, ich war nur sehr beschäftigt mit diesem Roman-Ding. Diejenigen von euch, die das durch einen Feedreader lesen (also, diejenige von euch, die "Diapers and Music" durch einen Feedreader liest), haben das vielleicht nicht mitbekommen, aber ich habe einen kleinen Button auf der Seite, auf dem "NaNoWriMo participant" steht und auf dem mein Wordcount angezeigt wird. ("Wordcount"? Wie sagt man das auf Deutsch? Die Menge der von mir geschriebenen Worte? Wortmenge? Wortzahl? Anzahl der Wörter? Äh, Wordcount. (Ich bin für Vorschläge offen. Anglizismen saugen!)) Bis gestern Abend habe ich davon 20.505 geschrieben. Ich bin also voll im Plan, auch wenn ich gehofft hatte, etwas voran zu sein. Tja, mein Sohn hatte eine neue Runde der "Sich Übergeben, Schniefen, Fiebern, Fast wieder gut und dann Mittelohr-Entzündungs"-Krankheit...

Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich ein NaNoWriMo-Gewinner sein werde (oder eher eine Gewinnerin). Das ist jemand, der im Laufe des November 50.000 Worte geschrieben hat. Oder mehr. Aber ich werde das nicht schaffen, ohne unser Alltagsleben zu beeinträchtigen. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich es meinem Mann doch erzählt habe. Er war ganz still und ich sagte eilig: "Wenn es irgendwie unser Leben beeinträchtig, höre ich auf. Ich mache meine normale Hausarbeit, kümmere mich um unseren Sohn und mache alle Besorgungen. Die Zeit für das Schreiben muss aus meiner Fernseh- und Bloglesezeit kommen." Und das tat sie auch. Meistens. Und er hat mich auch nur zwei Mal ausgeschimpft, weil ich das mache. Bis jetzt.

Mary Tsao hat ihren Lesern ihren Plot verraten. Ich glaube, das ist eine sehr gute Idee. Hier also meine Geschichte:

Ich schreibe die fikiven Memoiren einer 104 Jahre alten, übersinnlich begabten Frau, die mit einem Ausserirdischen verheiratet ist und in einem Raumschiff lebt. Da Aliens und Raumschiffe vorkommen, habe ich es als Science Fiction deklariert. Es enthält allerdings keinerlei Wissenschaft. Der größte Teil besteht aus ihren Memoiren, die sie schreibt, um wieder ein Gefühl für sich selbst zu gewinnen. Bis jetzt hat sie über ihre Jugend geschrieben, wie sie anfing, sich für Meditation zu interessieren, ihre erste Ehe, ihre sechs Kinder, Alltagskram. Um möglichst viele Wörter anzuhäufen schreibe ich etwas, das sich wie mein Blog liest, nur länger und - langweiliger. Da sie keine Zeit hatte, jemandem zu sagen, wohin sie gehen würde, wurde sie als vermisst gemeldet und wird von zwei Polizisten gesucht. Widerstrebend. In den letzten Tagen ist ihre Großenkelin auf der Bildfläche erschienen. Sie wird wahrscheinlich auch auf das Raumschiff gelangen...

Ich weiß ehrlich nicht, was passieren wird. Das Einzige, dass ich im Voraus wusste war, dass diese Frau (sie heißt übrigens Melissa) auf diesem Raumschiff landen würde. Ich weiß nicht, warum oder was dann passieren wird. Eine solche Geschichte sollte wirklich interessant sein, aber sie ist es nicht. Telepathie, Außerirdische, Raumschiffe... Aber es fühlt sich immer noch so an, als hätte ich keine Handlung. Das liegt teilweise daran, dass die ganze Sache in Tagebüchern und Dialogen erzählt wird. Ich habe das nicht geplant. Also, nicht wirklich, ich wusste, dass meine Protagonistin Tagebuch schreiben würde. Ich dachte, ich bleibe bei dem, was ich am besten kann... Dialoge waren eine Überraschung. Ich habe immer gedacht, dass ich Dialoge wirklich nicht schreiben könnte. Bis jetzt klingen die Leute in meinem "Roman" zwar sehr nach mir, aber wenigstens nicht alle gleich. Oh, und es gibt einige Passagen "stream of consciousness" in denen man den Außerirdischen denken hört. Das kann man immer so schön zwischendurch schreiben, wenn einem nichts mehr einfällt.

Ich habe einigen meiner Schüler von NaNoWriMo erzählt. Eine hat es als einen meiner offensichtlichen Spleens gleich wieder vergessen. Ein anderer konnte es einfach nicht glauben: Warum tust du das? Gibt es etwas zu gewinnen? Warum mogelst du nicht? Sie sollten die Romane wenigstens lesen. Was? Die Bücher werden nicht einmal gelesen? Warum tust du das dann? Kann ich deinen Roman lesen? Jetzt hört es sich schon interessant an.
Hm, ich weiß nicht. Diese "Rohfassung" wird sicher niemand lesen. Sie ist schrecklich. Und langweilig, wie ich schon kurz erwähnte. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich daran nach November weiter arbeiten werde. Wir werden sehen.

Also, meinem Schüler konnte ich das Ganze nicht so recht begreiflich machen. Aber dann muss man auch sagen, so sehr ich Sport mag, würde ich meine Tage auch nicht so verbringen wie er, der jeden Tag etwa drei bis vier Stunden trainiert, nur um fitter zu werden, so dass er den Rest der Zeit Tennis spielen kann.
Ich bin ziemlich stolz auf mich, dass ich so stetig schreibe. Aber jedes Mal, wenn ich mir selbst auf die Schulter klopfe: "Yeah! Ich habe es geschafft! 20k!" gehe ich in das deutsche NaNoWriMo-Forum und finde einen Thread à là "Ich habe 50k geschafft." Argh. Interessanterweise sind meine beiden "Schreibkumpel" (die ich zu solchen erklärt habe, ohne sie zu fragen) längst noch nicht so weit. Mehr bei 4.000 und 11.000. Ich hoffe sehr, dass sie bald aufholen.

Ich schiebe das Schreiben jeden Tag vor mir her und tippe dann am Abend so schnell ich kann. Ich schreibe über alles, das mir in den Sinn kommt, egal ob es für die Story von Belang ist. Hier geht es nicht um Qualität. Hier geht es um die Menge Wörter. Jeden Tag muss ich mich zwingen, mich hinzusetzen und zu schreiben - und wenn ich fertig bin merke ich, dass ich es tatsächlich genossen habe. Aber freuen tue ich mich nicht darauf.

Und ich denke daran, das nächstes Jahr wieder zu machen. (Das habe ich allerdings noch nicht meinem Mann erzählt.)

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Dienstag, November 07, 2006

Warum "fast fertig" nicht reicht

Ich hatte gerade eine Erleuchtung und habe einen meiner Haupt-Stressoren entdeckt: "fast fertig" reicht nicht. Also, meine Mutter hatte Geburtstag und ich brauchte ein Geschenk. Wie immer war ich mit der Planung und dem Nachdenken früh dran und orderte dann pünktlich ein Buch bei Amazon. Aber dann hatte ich eine Idee: Wäre es nicht fabelhaft, ihr eine Aufnahme des Liedes zu schenken, dass ich bei der Hochzeit meiner Schwester gesungen hatte und das wir im September fast zufällig aufgenommen hatten? Gute Idee. Sechs Tage vor ihrem Geburtstag haben wir es sogar geschafft, den Song zu mischen und auf CD zu brennen.

Und dann passierte es (und ich falle darauf jedes Mal rein): Ich dachte: "Oh, ich bin ja fast fertig." und dachte nicht mehr daran. Schrieb mir nur in meinen PDA eine kleine Notiz, um mich daran zu erinnern, es zwei Tage vor ihrem Geburtstag abzuschicken. An jenem Tag hatte ich nun folgendes zu tun:
  1. Die CD ein zweites Mal brennen, damit ich ihr nicht mein einziges Exemplar schicken musste.
  2. Ein Cover entwerfen und ausdrucken.
  3. Ein Jewel Case ohne Kratzer finden.
  4. Einen Umschlag finden.
  5. Die Bilder finden, die ich meinen Sohn für sie hatte malen lassen.
  6. Die Foto-CD finden, die ich ihr schon seit Monaten schicken wollte.
  7. Ein paar nette Worte schreiben und eventuell eine Geburtstagskarte finden. (Das Problem habe ich gelöst, indem ich direkt auf die Bilder geschrieben habe.)
  8. Einen Marker finden und ihre Adresse auf den Umschlag schreiben.
  9. Eine Briefmarke finden und vorher herausfinden, wie viel der Brief kostet.
  10. Vor 5 Uhr zum Postamt gehen, weil da das letzet Mal der Briefkasten geleert wird.
Okay. Alles in allem hat das 90 Minuten gedauert! (Unterschätze niemals die Zeit, die man braucht, um irgendwas mit dem Computer zu machen.) Für ein einziges mageres Geschenk, das "fast fertig" war. Stellt euch mal vor, wie das wird, wenn ich mich um Weihnachtsgeschenke kümmern muss. Und Geburtstagsgeschenke für den größten Teil meiner Schwiegerfamilie, die dummerweise alle um Neujahr herum geboren sind.

Vorher habe ich mich so richtig gut gefühlt, weil ich schon fast alle Weihnachtsgeschenke besorgt hatte. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Es wäre sicher eine gute Idee, alles noch einmal anzuschauen, bevor die Weihnachtszeit tatsächlich nahe rückt. Vielleicht gibt es da noch mehr Geschenke, denen man noch eine kleine 90-Minuten-Aufmerksamkeit schenken muss.

Mein Mann (auf dessen kluge Ratschläge ich öfter hören sollte) sagt, dass man die gleiche Energie braucht, wenn man etwas von Anfang bis "fast fertig" macht, wie für die restlichen zehn Prozent. Das würde bedeuten, mein "fast fertig" bedeutet eigentlich "erst halb fertig". Aah.

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Samstag, November 04, 2006

Warum tust du es dann nicht einfach?

Jemand, der mein Blog liest (Hallo!), die zufällig auch eine enge Freundin ist, sagte vor einer Weile, dass sie das Blog wirklich mag, aber ... (Daran merkt man, dass wir uns so nahe stehen. Sie hat auch immer ein Aber auf Lager.) Aber:

"Manchmal denke ich: 'Wenn du sowieso schon weisst, was du tun solltest, warum tust du es dann nicht einfach?'."

Meine erste, nicht besonderes reife Reaktion war: Und das musst du gerade sagen. Glücklicherweise habe ich das nicht laut gesagt. (Bis jetzt auf jeden Fall.) Mein zweiter Gedanke, der, den ich laut gesagt habe, war: "Wenn ich wüsste, wie man das macht, würde ich es auf Flaschen ziehen, für 50 Cent verkaufen und würde Millionärin."

Für mich ist die Kluft zwischen Einsicht und Verhaltensänderung immens. Un dich weiß, dass ich nicht die Einzige bin. Wenn es so einfach wäre, dass man eine Einsicht hätte und sie dann freudig und mühelos umsetzen würde, dann wäre niemand zu dick, zu unordentlich oder unorganisiert. Außer den Menschen, die nicht Denken. Denke ich.

Aber dann habe ich weiter gedacht und sie hat schon irgendwie Recht. All dies Reden und Reden ist auch nur eine Form der Jammerei und die hohe Schule der Verzögerungstaktik. Aber, und das kann man vielleicht nicht wahrnehmen, wenn man nur mein Blog liest, nach Jahren und Jahren des Redens habe ich für viele Bereiche meines Lebens, in denen ich mich verändern wollte, endlich das Stadium der Verhaltensänderung erreicht.

Ich spreche darüber, so dass auch andere sehen können, dass sie nicht alleine sind. Man kann ziemlich leicht zu dem Schluss kommen, dass jeder andere alles auf die Reihe kriegt, nur man selbst nicht. Eine der Bloggerinnen, die ich lese, hat das so formuliert: Man sollte aufhören, sein Inneres mit dem Äußeren anderer Leute zu vergleichen. (Sorry, ich habe vergessen, wo ich das gelesen habe. Wenn sich jemand erinnert, dann füge ich das gerne ein. - Amerikanische Mommybloggerin.)

Und wenn ich Dinge blogge, mache ich mich rechenschaftspflichtig. Und ich durchdenke die Dinge. Das ist sehr hilfreich. Und, mal ehrlich, wer möchte schon ein Blog lesen, in dem nur steht: Ich bin die Grösste! Ich schaffe jeden Tag alles auf meiner Zu-Tun-Liste! (Jetzt, wo ich das schreibe, überlege ich, ob ich meine Zu-Tun-Liste nicht abspecken sollte: 1. Aufstehen, 2. Essen, 3. Ins Bett gehen. Ich würde doch jeden Tag mit dem guten Gefühl ins Bett gehen, alles geschafft zu haben.) Ich mache nie Fehler! So eine Person würden wir niemals für echt halten.

Also, auch wenn ich nicht empfehle, gedankenlos zu handeln, sollte man doch daran denken, dass man die Dinge nur durch das Tun getan bekommt. Das ist vor allem für diejenigen unter uns wichtig, denen das Denken so leicht fällt.

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Freitag, November 03, 2006

Mein eigener Innenausstatter

Seit ein paar Wochen malt mein Sohn wie verrückt, die ganze Wohnung ist mit Papier übersät. Dann hat er beschlossen, dass wir Schilder an den Toiletten brauchen. Er hat sie auch ganz alleine gemalt:


Pipimännchen

Man beachte die volle Blase, sowie die Beachtung beider Geschlechter.


Pipifrauchen

Ich finde die Schilder so klasse, wir haben sogar eines am Schülerklo hängen - auf Augenhöhe eines Vierjährigen...

Mittwoch, November 01, 2006

Warum Schreiben einfach ist

oder vielmehr, warum es einfacher für mich ist, als Songs zu schreiben.

Für eine Musikerin habe ich erstaunlich viele Bücher übers Schreiben. Ich besitze genau ein Buch über Songwriting. Ich besitze (steht auf und zählt) ungefähr ein halbes Dutzend Bücher übers Schreiben.
Wenn mich jemand fragt, sage ich nie, dass ich schreibe (geschweige denn, das S-Wort, Schriftsteller). "Ich bin Musikerin." sage ich und füge in meinem Kopf hinzu: "Aber keine gute."
Also habe ich darüber nachgedacht, warum mir Schreiben leicht fällt. (Und ja, ihr könnt mich nach NaNoWriMo noch mal fragen.) Um mich darauf vorzubereiten lese ich "Writing down the Bones" wieder. Darin schreibt Natalie Goldberg:

"This is the practice school of writing. Like running, the more you do it, the better you get at it. Some days you don't want to run and you resist every step of the three miles, but you do it anyway. You practice whether you want to or not. You don't wait around for inspiration and a deep desire to run. It'll never happen, especially if you are out of shape and have been avoiding it. But if you run regularly, you train our mind to cut through or ignore your resistance. You just do it. And in the middle of the run, you love it. When you come to the end, you never want to stop. And you stop, hungry for the next time."

"Je mehr du es machst, desto besser wirst du". Yeah, that's it.

Jahrelang habe ich geschrieben, ohne es richtig wahrzunehmen. Mit 9 habe ich angefangen, Tagebuch zu schreiben. Als Teenager habe ich seitenweise Briefe geschrieben, ein paar schlechte Gedichte und ich liebte Hausaufgaben, bei denen man schreiben musste. Als wir einmal ein Gedicht schreiben sollten, schrieb ich zwei.
Dann habe ich meine Magisterarbeit geschrieben. Jeden Tag habe ich mich im Schlafanzug an den Computer gesetzt - um mich vor der einsetzenden Aufschieberitis zu erwischen - und wärmte mich auf, indem ich auf dem Computer Tagebuch schrieb. Auch wenn mir die Magisterarbeit nicht besonders viel Spaß machte, war mir klar, dass ich das Schreiben mochte.

Zu der Zeit habe ich mein erstes Buch übers Schreiben gekauft. Ich habe immer noch einen Ordner mit einer Idee für ein Drehbuch. (Ich frage mich nur, ob ich daraus im November einen Roman machen kann. Hm.) Und nach dem Abi habe ich die Aufnahmeprüfung für Theaterwissenschaften gemacht, wo man auch was schreiben musste. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es da noch den Entwurf zu einem Theaterstück.

Aber mit all diesen Ideen habe ich nie etwas angefangen. In meinen Ordnern gibt es nur Anfänge. Und dann sind da die Geschichten in meinem Kopf. (Ich habe mir erst gedacht, wenn ich nur einen Weg fände, meine Gedanken direkt in einen Computer zu leiten... Da drin sind Geschichten und Songs. Ich erzähle und singe mir die ganze Zeit etwas vor. Tagträumen auf hohem Niveau.) Als ich mit meinem Magister fertig war, war ein Grund dafür, dass ich die Doktorarbeit angefangen habe, der Wunsch, wieder so intensiv zu schreiben.

Und dann vor sieben Jahren (fast auf den Tag genau) las ich "Der Weg des Künstlers. Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität" von Julia Cameron und habe angefangen, Morgenseiten zu schreiben. Das bedeutet, drei handgeschriebene Seiten lang alles, was einem im Kopf herumgeht. Mal sehen, 7 Jahre mal 360 Tage mal 3 Seiten... das sind 7.560 Seiten, die ich geschrieben habe. Und das mache ich jeden Tag, ob ich Lust habe oder nicht.

Auf meinem Computer gibt es einen Ordner mit Anfängen und Ideen. Und dann habe ich vor etwa sechs Monaten mit dem Blog angefangen. Mehr Schreiben. (Und ihr wisst, dass ich nicht gerade zum "Ein-Satz-Blog-Eintrag" neige.) Ich habe allerdings nie etwas Fiktionales geschrieben. Das wird nächsten Monat mal was anderes. Aber ich leide nicht gerade an einem mangel an Vorstellungskraft, da bin ich sicher.

Also wird es vielleicht Zeit, mich auch Schreiberin zu nennen. Und mir für das Songschreiben eine Übungspraxis auszudenken, so wie ich das Schreiben von Geschichten geübt habe, ohne es zu merken.

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