Montag, November 13, 2006

NaNoWriMo Zwischenbericht

Hallo, ich bin immer noch da, ich war nur sehr beschäftigt mit diesem Roman-Ding. Diejenigen von euch, die das durch einen Feedreader lesen (also, diejenige von euch, die "Diapers and Music" durch einen Feedreader liest), haben das vielleicht nicht mitbekommen, aber ich habe einen kleinen Button auf der Seite, auf dem "NaNoWriMo participant" steht und auf dem mein Wordcount angezeigt wird. ("Wordcount"? Wie sagt man das auf Deutsch? Die Menge der von mir geschriebenen Worte? Wortmenge? Wortzahl? Anzahl der Wörter? Äh, Wordcount. (Ich bin für Vorschläge offen. Anglizismen saugen!)) Bis gestern Abend habe ich davon 20.505 geschrieben. Ich bin also voll im Plan, auch wenn ich gehofft hatte, etwas voran zu sein. Tja, mein Sohn hatte eine neue Runde der "Sich Übergeben, Schniefen, Fiebern, Fast wieder gut und dann Mittelohr-Entzündungs"-Krankheit...

Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich ein NaNoWriMo-Gewinner sein werde (oder eher eine Gewinnerin). Das ist jemand, der im Laufe des November 50.000 Worte geschrieben hat. Oder mehr. Aber ich werde das nicht schaffen, ohne unser Alltagsleben zu beeinträchtigen. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich es meinem Mann doch erzählt habe. Er war ganz still und ich sagte eilig: "Wenn es irgendwie unser Leben beeinträchtig, höre ich auf. Ich mache meine normale Hausarbeit, kümmere mich um unseren Sohn und mache alle Besorgungen. Die Zeit für das Schreiben muss aus meiner Fernseh- und Bloglesezeit kommen." Und das tat sie auch. Meistens. Und er hat mich auch nur zwei Mal ausgeschimpft, weil ich das mache. Bis jetzt.

Mary Tsao hat ihren Lesern ihren Plot verraten. Ich glaube, das ist eine sehr gute Idee. Hier also meine Geschichte:

Ich schreibe die fikiven Memoiren einer 104 Jahre alten, übersinnlich begabten Frau, die mit einem Ausserirdischen verheiratet ist und in einem Raumschiff lebt. Da Aliens und Raumschiffe vorkommen, habe ich es als Science Fiction deklariert. Es enthält allerdings keinerlei Wissenschaft. Der größte Teil besteht aus ihren Memoiren, die sie schreibt, um wieder ein Gefühl für sich selbst zu gewinnen. Bis jetzt hat sie über ihre Jugend geschrieben, wie sie anfing, sich für Meditation zu interessieren, ihre erste Ehe, ihre sechs Kinder, Alltagskram. Um möglichst viele Wörter anzuhäufen schreibe ich etwas, das sich wie mein Blog liest, nur länger und - langweiliger. Da sie keine Zeit hatte, jemandem zu sagen, wohin sie gehen würde, wurde sie als vermisst gemeldet und wird von zwei Polizisten gesucht. Widerstrebend. In den letzten Tagen ist ihre Großenkelin auf der Bildfläche erschienen. Sie wird wahrscheinlich auch auf das Raumschiff gelangen...

Ich weiß ehrlich nicht, was passieren wird. Das Einzige, dass ich im Voraus wusste war, dass diese Frau (sie heißt übrigens Melissa) auf diesem Raumschiff landen würde. Ich weiß nicht, warum oder was dann passieren wird. Eine solche Geschichte sollte wirklich interessant sein, aber sie ist es nicht. Telepathie, Außerirdische, Raumschiffe... Aber es fühlt sich immer noch so an, als hätte ich keine Handlung. Das liegt teilweise daran, dass die ganze Sache in Tagebüchern und Dialogen erzählt wird. Ich habe das nicht geplant. Also, nicht wirklich, ich wusste, dass meine Protagonistin Tagebuch schreiben würde. Ich dachte, ich bleibe bei dem, was ich am besten kann... Dialoge waren eine Überraschung. Ich habe immer gedacht, dass ich Dialoge wirklich nicht schreiben könnte. Bis jetzt klingen die Leute in meinem "Roman" zwar sehr nach mir, aber wenigstens nicht alle gleich. Oh, und es gibt einige Passagen "stream of consciousness" in denen man den Außerirdischen denken hört. Das kann man immer so schön zwischendurch schreiben, wenn einem nichts mehr einfällt.

Ich habe einigen meiner Schüler von NaNoWriMo erzählt. Eine hat es als einen meiner offensichtlichen Spleens gleich wieder vergessen. Ein anderer konnte es einfach nicht glauben: Warum tust du das? Gibt es etwas zu gewinnen? Warum mogelst du nicht? Sie sollten die Romane wenigstens lesen. Was? Die Bücher werden nicht einmal gelesen? Warum tust du das dann? Kann ich deinen Roman lesen? Jetzt hört es sich schon interessant an.
Hm, ich weiß nicht. Diese "Rohfassung" wird sicher niemand lesen. Sie ist schrecklich. Und langweilig, wie ich schon kurz erwähnte. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich daran nach November weiter arbeiten werde. Wir werden sehen.

Also, meinem Schüler konnte ich das Ganze nicht so recht begreiflich machen. Aber dann muss man auch sagen, so sehr ich Sport mag, würde ich meine Tage auch nicht so verbringen wie er, der jeden Tag etwa drei bis vier Stunden trainiert, nur um fitter zu werden, so dass er den Rest der Zeit Tennis spielen kann.
Ich bin ziemlich stolz auf mich, dass ich so stetig schreibe. Aber jedes Mal, wenn ich mir selbst auf die Schulter klopfe: "Yeah! Ich habe es geschafft! 20k!" gehe ich in das deutsche NaNoWriMo-Forum und finde einen Thread à là "Ich habe 50k geschafft." Argh. Interessanterweise sind meine beiden "Schreibkumpel" (die ich zu solchen erklärt habe, ohne sie zu fragen) längst noch nicht so weit. Mehr bei 4.000 und 11.000. Ich hoffe sehr, dass sie bald aufholen.

Ich schiebe das Schreiben jeden Tag vor mir her und tippe dann am Abend so schnell ich kann. Ich schreibe über alles, das mir in den Sinn kommt, egal ob es für die Story von Belang ist. Hier geht es nicht um Qualität. Hier geht es um die Menge Wörter. Jeden Tag muss ich mich zwingen, mich hinzusetzen und zu schreiben - und wenn ich fertig bin merke ich, dass ich es tatsächlich genossen habe. Aber freuen tue ich mich nicht darauf.

Und ich denke daran, das nächstes Jahr wieder zu machen. (Das habe ich allerdings noch nicht meinem Mann erzählt.)

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