Mittwoch, Oktober 25, 2006

Warum die Welt mehr schlechte Romane und schlechte Songs braucht

Ich habe in letzter Zeit ganz schön mit dem Songwriting zu kämpfen gehabt. Nicht mit dem Wie oder Wann des Schreibens, sondern ich habe mehr mit mir darum gekämpft, ob ich sie überhaupt schreiben soll. Braucht die Welt mehr Songs? Und schlechte noch dazu, denn das Ganze erfordert ein gewisses Maß an Fertigkeit und Erfahrung, das ich erst noch erlangen muss. Natürlich könntet ihr fragen, warum denkst du schon wieder ewig nach? Setz dich einfach auf deinen Hintern und tu es, um Himmels willen!

Auf dieses Thema werde ich ein anderes Mal eingehen, aber heute sage ich dies: Ich bin zu dem nicht völlig überraschenden Schluss gekommen, dass die Welt wirklich mehr schlechte Songs braucht. Stellt euch nur vor, jeder würde sie schreiben. Man könnte mit seinen Freunden Songs tauschen. Man könnte sich treffen und sie sich gegenseitig vorsingen. Das würde sicher mehr Spaß machen als die typische Grillparty. Und ich bin sicher, dass die Songs nicht schlecht bleiben würden.

Ich kenne ziemlich viele Jazzmusiker. Nicht sehr gute Jazzmusiker. Mehr so wie ich, welche die sagen, dass sie "Semi-Profis" sind (schauder'). Sie alle spielen die selben Songs immer und immer wieder. Die millionste Fassung von "My funny valentine". Ein Song, den ich noch nie besonders gemocht habe. Und Chet Baker hat es besser gemacht. Ich weiß es. Ich habe die CD. Aber viele von diesen relativ mittelmäßigen Jazzmusikern schreiben auch eigene Songs.

Und diese Songs kommen mir immer interessanter vor als die selben alten Jazz-Standards. Sie sind authentisch, sie sind frisch. Was fändet ihr interessanter? Die Aufführung eines alten Songs, bei dem ihr im Schlaf mitspielen könntet? Oder etwas Originelles, das ein Freund geschrieben hat?

Aber abgesehen vom End-Produkt, das interessant sein mag oder auch nicht, spricht einiges dafür, dass Leute kreativ sein sollten. Wie all diese Blogs. Kreative Menschen sind glückliche Menschen. Kreativität ist gut für die Seele. Kreativ zu sein ist sehr erfüllend, sogar wenn es sehr anstrengend ist.

Also werde ich zusätzlich zu den vielen Projekten, die ich eh schon verfolge, dieses Jahr auch noch an NaNoWriMo teilnehmen. Das steht für National Novel Writing month. Jedes Jahr im November verpflichten die Verrückten und Ausgeflippten sich, in einem Monat 50.000 Worte eines Romans zu schreiben.



Als ich das erste Mal darüber nachdachte, habe ich meinem Mann versprochen, es nicht zu tun. Na ja, ich habe es nicht direkt versprochen, aber wir hatten eines von diesen Gesprächen, bei denen er mit ernster Stimme redet und redet und ich ganz viel nicke, und am Schluss sagte ich: "Okay, ich mache es nicht." Und er sagte: "Das ist deine Entscheidung, du musst wissen, ob du das tun möchtest oder nicht." Und ich sagte: "Nein, du hast Recht, Ich mache es nicht."

Tja, ich habe meine Meinung geändert. Das heißt, meine Herausforderung besteht nicht nur darin, im November 50.000 Wort eines Romans zu schreiben, sondern es auf eine Art und Weise zu tun, dass es meinem restlichen Leben nicht in die Quere kommt und dass mein Mann es möglichst nicht bemerkt. Wartet und ihr werdet sehen.

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