Smalltalk und die Gefahren des Älterwerdens
Ich wollte schon seit einer ganzen Weile über Smalltalk schreiben. Darüber nachgedacht habe ich schon seit einer geraumen Weile. Anlass dazu war die Frage: Warum gibt es Unterhaltungen, die ich genieße und andere, die ich extrem langweilig finde, und was macht den Unterschied zwischen den einen und den anderen aus?
Ich hatte die ganze Zeit vorgehabt, etwa so anzufangen: Ich kann Smalltalk nicht leiden. Ich dachte, es ginge um oberflächliche Themen. Ich war stolz darauf, tiefschürfend, nachdenklich und philosophisch zu sein und somit über die üblichen Party-Gespräche erhaben. Jeder, der dieses Blog gelesen hat, kann bezeugen, dass diese Annahme leider falsch ist. Dann dachte ich, es handelt sich um eine Muggel contra Künstler Sache. Natürlich bin ich über all diese oberflächlichen und unkreativen Leute erhaben. Wie toll ich doch bin. Ich bin so wahnsinnig entwickelt, dass ich mit gewöhnlichen Menschen nichts mehr gemein habe. Äh.
Ich hatte angefangen, über dass ganze Thema nachzudenken, als mir klar wurde, dass ich nicht mehr gerne auf Partys ging. Normalerweise gehe ich zu einer Party, tauche ein, suche mir etwas zu essen und zu trinken und quatsche dann stundenlang. Irgendwann später gehe ich nach Hause und sage zu meinem Mann: "Weißt du, wenn ich zuhause geblieben wäre und den ganzen Abend auf eine weiße Wand gestarrt hätte, hätte ich mich besser amüsiert." Dann sagte er: "So wie du alle den ganzen Abend vollgequatscht hast, konnte das niemand ahnen." Ich bin eine hochtrainierte Quatscherin. Ich kann mit jedem stundenlang über alles reden. Vor allem, wenn ich müde, erschöpft oder beschwipst bin, geht mein Mund auf Autopilot und blubbert in der Gegend herum ohne irgendeine erkennbare Verbindung zu meinem Gehirn. Ich bin eine von den Leuten, von denen Jane Espenson geschrieben hat, die immer lustige Geschichten erzählen, Gesten und Geräusche inbegriffen. Das war mir nicht so recht klar, bevor ich das gelesen habe. Und dann habe ich mich zufällig im Spiegel gesehen, während ich einem Schüler etwas erzählte, das mir gerade passiert war. Komplett mit Geräuschen, Grimassen und Gesten. Das Einzige, was ich nicht getan habe, war aufstehen und es vorspielen. Aber nur, weil das eine Klavierstunde war und bei Klavierstunden stehe ich nicht auf. Nur bei Gesangs-Stunden. Zwar kann ich mich nicht im Spiegel sehen, wenn ich Gesang unterrichte, aber ich bin sicher, dass ich dann auch noch zu schauspielern anfange. Völlig ungezügelt. Aber meine Schüler lachen meistens, also wird es wohl okay sein.
Aber zurück zu den Partys. So wie ich das häufiger mache, seit ich versuche achtsamer zu werden, find ich an, mich selber in sozialen Situationen zu beobachten. Die lustigen Geschichten zum Besten zu geben und alles, während ein Teil von mir in meinem Kopf saß, über meine Schulter schaute und fragte: "Also, wenn dir das hier keinen Spaß macht, warum machst du das dann genau?" und "Was wäre, wenn du mal einfach eine Minute lang hier sitzen bleibst und jemand anderem eine Chance gibst, zu reden?" "Was wäre, wenn du einfach mal zuhören würdest?". Ich weiß, eine schockierende Vorstellung, aber ich dachte, vielleicht gibt es auch noch andere Leute hier, die vielleicht gerne etwas erzählen möchten und die die Kunst, jedermanns Aufmerksamkeit zu erregen nicht so hart trainiert haben wie ich. Wie, zum Beispiel, mein Mann. Er ist normalerweise der in der Ecke, der etwas wirklich Aufschlussreiches zu sagen hat, aber niemand wird es hören, weil a) alle gleichzeitig reden, b) sowieso niemand zuhört, c) er tatsächlich darauf wartet, dass jemand für ihn eine Lücke lässt und d) er aufhört zu reden, wenn niemand zuhört. Er ist für gewöhnlich auch ziemlich frustriert von Partys und ähnlichen geselligen Zusammenkünften.
Wie merkwürdigerweise auch ich. Aber von Zeit zu Zeit genieße ich es wirklich, unter Menschen zu sein. Also, was tun? Den nächsten Teil des Puzzles bekam ich, als wir letztes Jahr zu einem Konzert gingen. Wir gingen aus, meine Mann und ich (Nur Eltern wissen, wie fantastisch es sich anfühlen kann, einen Abend lang frei und kinderlos zu sein.) zunächst zum Bahnhof. Im Zug sahen wir Cluster von Jugendlichen. Oh-oh. Junge Erwachsene mit Bier. Trotzdem stiegen wir in den Zug und wurden mit: "Hi. Wollt ihr auch eins?" begrüßt. Der Klumpen verdächtiger Mannsbilder stellte sich heraus, bestand aus zwei der Schüler meines Mannes mit dem Rest ihrer Band. Einer ziemlich guten Band, die wir schon spielen gehört hatten. Wir lehnten das Bier ab, das sie mitgebracht hatten, um ihre schwerverdientes Geld zu sparen. Scheinbar betrinkt man sich heutzutage gerne auf dem Hinweg, weil das Bier dort billiger ist. Wir redeten. Was wir vorhätten, Auftritte, Bands, ich weiß nicht was. Wir stiegen aus. Wir gingen zu unserem Jazzkonzert. Wir trafen einen Haufen Freunde. Wir sprachen über Musik und Musiker und alles mögliche. Wir gingen früh nach Hause. Auf dem Weg zurück dachte ich darüber nach, wie sehr ich das Gespräch auf der Hinfahrt genossen hatte und wie öde das Gespräch mit unseren Freunden gewesen war. Aber warum? Ich kann es immer noch nicht mit Sicherheit sagen, aber es waren sicher nicht die Gesprächsthemen. Bei keiner dieser Begegnungen ging es um etwas tiefsinniges oder bedeutsames. Aber am Schluss des Abends habe ich mit fast gewünscht, mit den Jugendlichen ausgegangen zu sein.
Am Ende von NaNoWriMo gab es ein feierliches Abendessen mit einigen Schreibern, die in der großen Stadt wohnen. Als ich meinem Mann sagte, dass ich gerne hinginge, sagte er: "Aber das ist der Geburtstag unserer Freundin. Sie feiert bestimmt an dem Tag." Das ist übrigens ziemlich typisch für sie, wir wussten, dass sie an dem Tag feiern würde, aber sie noch nicht und es gab keine Einladung. Ich dachte darüber nach und beschloss, lieber zu einem Treffen von Leuten zu gehen, die ich kaum kannte als zu der Geburtstagsfeier einer alten Freundin meines Mannes, die wir seit Jahren kennen. Wir wussten auch, wer alles dort sein würde. Und ich mag diese Leute. Darum geht es gar nicht. Aber es war eine ihrer Partys, auf der ich herausfand, dass das Starren auf eine weiße Wand gar keine so schlechte Alternative für so einen Abend ist. Ich wunderte mich. Hatte ich mit den Schreibern mehr gemeinsam? Aber es würden sogar Musiker zu der Party kommen. Ich war verwirrt. Aber ich habe es nie bereut und sogar mein Mann war erleichtert, sagen zu können: "Oh nein, wir können nicht kommen. Susanne geht aus und ich muss bei unserem Sohn bleiben." Wir dachten, wir werden langsam zu Misanthropen. Aber dann hatte ich bei dem Essen eine Menge Spaß. Nicht so misanthropisch.
Letzte Woche war Elternstammtisch der Kindergartengruppe meines Sohnes. Dieser Stammtisch findet etwa zwei Mal pro Jahr statt. Interessanterweise waren nur vier Mütter dort (mich eingeschlossen.) Ja, Mütter, keine Väter. Wir saßen in einer Kneipe, redeten Belangloses, die Kinder und einen möglichen Termin fürs Schlittschuhlaufen. Wieder habe ich einen großen Teil des Gesprächs bestritten, aber nicht den größten. Wieder habe ich insgeheim nur darauf gewartet, nach Hause gehen zu dürfen. Wieder habe ich mir gewünscht, ich hätte zuhause bleiben dürfen, Klavier spielen, Buffy schauen oder auf eine Wand starren und ich dachte: "Warum?" Das waren sehr nette Frauen. Wir haben über Kinder und Lernen und so was geredet. Alle Themen, die mir wirklich etwas bedeuten. Ich war verwirrt. Und dann hatte ich es, oder zumindest meinte ich das: Niemandem war das, was wir redeten wirklich wichtig. Wir machten nur das, was ich "Mundgeräusche" nenne. Was diesen Unterhaltungen fehlte, war Leidenschaft.
Aber dann dachte ich noch mal nach. Für meinen Vater zum Beispiel sind Steuern ein wirklich leidenschaftliches Thema, aber das hilft mir nicht dabei, Gespräche über Steuern interessant zu finden. Und dann wurde es mir wirklich klar: es ging gar nicht um die Gesprächsthemen. Ich habe schon interessante und stimulierende Unterhaltung über Dinge wie Schlaghosen und Klempnern gehabt. Nein, es hatte etwas mit den Leuten zu tun. Deswegen fand ich die Unterhaltungen mit meinen Schülern oft interessanter als mit Menschen meines Alters. Wenn man älter wird, stirbt oft ein Teil von einem ein bisschen. Man ist im Alltagsleben begraben, man spielt nicht, man hat nicht richtig Spaß und dann wird man jeden Tag ein bisschen toter. Und das ist es, was ich nicht leiden kann. Meine Mutter sagte etwas Ähnliches, als ich ihr von meinem Problem mit Smalltalk erzählte. Sie sagte, sie vermisse ihre Arbeit. Nicht wegen der Arbeit, sondern wegen der Möglichkeit, sich mit jüngeren Leuten zu unterhalten. Sie sagte: "Jeder in meinem Alter redet immer über das Gleiche. Das ist langweilig." Tja, ungefähr jeder in meinem Alter scheint das auch zu machen.
Auf der anderen Seite rede ich auch immer über das Gleiche und ich glaube, das ist eine andere Art von Langeweile. Wenigstens kümmere ich mich und bin leidenschaftlich und ich habe nicht das Gefühl, mein Leben läuft auf Schienen und es gibt nichts, was ich tun kann, um es zu ändern. Und dieses jeden Tag eine bisschen Aufgeben und jeden Tag ein bisschen Sterben ist das, was mein Mann die Gefahren des Älterwerdens nennt. Nicht die Gefahr des Altwerdens, nein, die des Älterwerdens. Eine der Frauen bei dem Kindergartenmüttertreffen sagte: "Ich bin immer froh, abends raus zu kommen." und ich konnte sie nur mit offenem Mund anstarren. Ich bin gerne zu Hause. Da kann man eine Menge interessanter Dinge tun. (Wie bloggen.) Ich muss nicht wirklich rausgehen und etwas tun, dass mit nichts bedeutet, um mich von der vollkommenen und endlosen Langeweile bei mir zu Hause abzulenken.
Okay, es geht also um die Leute. Aber vielleicht auch nicht. Also, wo gehe ich hin und wo nicht? Wenn alles, dass kein absolutes Ja ist, ein Nein ist, heißt das dann, dass ich keinerlei Kindergarten-bezogenen Aktivitäten mehr besuche? Oder Familientreffen? Denn die fühlen sich oft am allerlangweiligsten an. Ich will nicht da sitzen, wie ein Teenager, mit einem Gesicht das sagt: "Sind wir endlich fertig? Kann ich jetzt nach Hause gehen?" Aber ich will nicht aufhören, alte Freunde und Familienmitglieder zu sehen. Irgendwelche Strategien, wie man Leute dazu bringt, über Dinge zu reden, die ihnen wirklich am Herzen liegen? Dinge, die ich noch nicht über sie weiß? Oder über die Welt?
Ich hatte die ganze Zeit vorgehabt, etwa so anzufangen: Ich kann Smalltalk nicht leiden. Ich dachte, es ginge um oberflächliche Themen. Ich war stolz darauf, tiefschürfend, nachdenklich und philosophisch zu sein und somit über die üblichen Party-Gespräche erhaben. Jeder, der dieses Blog gelesen hat, kann bezeugen, dass diese Annahme leider falsch ist. Dann dachte ich, es handelt sich um eine Muggel contra Künstler Sache. Natürlich bin ich über all diese oberflächlichen und unkreativen Leute erhaben. Wie toll ich doch bin. Ich bin so wahnsinnig entwickelt, dass ich mit gewöhnlichen Menschen nichts mehr gemein habe. Äh.
Ich hatte angefangen, über dass ganze Thema nachzudenken, als mir klar wurde, dass ich nicht mehr gerne auf Partys ging. Normalerweise gehe ich zu einer Party, tauche ein, suche mir etwas zu essen und zu trinken und quatsche dann stundenlang. Irgendwann später gehe ich nach Hause und sage zu meinem Mann: "Weißt du, wenn ich zuhause geblieben wäre und den ganzen Abend auf eine weiße Wand gestarrt hätte, hätte ich mich besser amüsiert." Dann sagte er: "So wie du alle den ganzen Abend vollgequatscht hast, konnte das niemand ahnen." Ich bin eine hochtrainierte Quatscherin. Ich kann mit jedem stundenlang über alles reden. Vor allem, wenn ich müde, erschöpft oder beschwipst bin, geht mein Mund auf Autopilot und blubbert in der Gegend herum ohne irgendeine erkennbare Verbindung zu meinem Gehirn. Ich bin eine von den Leuten, von denen Jane Espenson geschrieben hat, die immer lustige Geschichten erzählen, Gesten und Geräusche inbegriffen. Das war mir nicht so recht klar, bevor ich das gelesen habe. Und dann habe ich mich zufällig im Spiegel gesehen, während ich einem Schüler etwas erzählte, das mir gerade passiert war. Komplett mit Geräuschen, Grimassen und Gesten. Das Einzige, was ich nicht getan habe, war aufstehen und es vorspielen. Aber nur, weil das eine Klavierstunde war und bei Klavierstunden stehe ich nicht auf. Nur bei Gesangs-Stunden. Zwar kann ich mich nicht im Spiegel sehen, wenn ich Gesang unterrichte, aber ich bin sicher, dass ich dann auch noch zu schauspielern anfange. Völlig ungezügelt. Aber meine Schüler lachen meistens, also wird es wohl okay sein.
Aber zurück zu den Partys. So wie ich das häufiger mache, seit ich versuche achtsamer zu werden, find ich an, mich selber in sozialen Situationen zu beobachten. Die lustigen Geschichten zum Besten zu geben und alles, während ein Teil von mir in meinem Kopf saß, über meine Schulter schaute und fragte: "Also, wenn dir das hier keinen Spaß macht, warum machst du das dann genau?" und "Was wäre, wenn du mal einfach eine Minute lang hier sitzen bleibst und jemand anderem eine Chance gibst, zu reden?" "Was wäre, wenn du einfach mal zuhören würdest?". Ich weiß, eine schockierende Vorstellung, aber ich dachte, vielleicht gibt es auch noch andere Leute hier, die vielleicht gerne etwas erzählen möchten und die die Kunst, jedermanns Aufmerksamkeit zu erregen nicht so hart trainiert haben wie ich. Wie, zum Beispiel, mein Mann. Er ist normalerweise der in der Ecke, der etwas wirklich Aufschlussreiches zu sagen hat, aber niemand wird es hören, weil a) alle gleichzeitig reden, b) sowieso niemand zuhört, c) er tatsächlich darauf wartet, dass jemand für ihn eine Lücke lässt und d) er aufhört zu reden, wenn niemand zuhört. Er ist für gewöhnlich auch ziemlich frustriert von Partys und ähnlichen geselligen Zusammenkünften.
Wie merkwürdigerweise auch ich. Aber von Zeit zu Zeit genieße ich es wirklich, unter Menschen zu sein. Also, was tun? Den nächsten Teil des Puzzles bekam ich, als wir letztes Jahr zu einem Konzert gingen. Wir gingen aus, meine Mann und ich (Nur Eltern wissen, wie fantastisch es sich anfühlen kann, einen Abend lang frei und kinderlos zu sein.) zunächst zum Bahnhof. Im Zug sahen wir Cluster von Jugendlichen. Oh-oh. Junge Erwachsene mit Bier. Trotzdem stiegen wir in den Zug und wurden mit: "Hi. Wollt ihr auch eins?" begrüßt. Der Klumpen verdächtiger Mannsbilder stellte sich heraus, bestand aus zwei der Schüler meines Mannes mit dem Rest ihrer Band. Einer ziemlich guten Band, die wir schon spielen gehört hatten. Wir lehnten das Bier ab, das sie mitgebracht hatten, um ihre schwerverdientes Geld zu sparen. Scheinbar betrinkt man sich heutzutage gerne auf dem Hinweg, weil das Bier dort billiger ist. Wir redeten. Was wir vorhätten, Auftritte, Bands, ich weiß nicht was. Wir stiegen aus. Wir gingen zu unserem Jazzkonzert. Wir trafen einen Haufen Freunde. Wir sprachen über Musik und Musiker und alles mögliche. Wir gingen früh nach Hause. Auf dem Weg zurück dachte ich darüber nach, wie sehr ich das Gespräch auf der Hinfahrt genossen hatte und wie öde das Gespräch mit unseren Freunden gewesen war. Aber warum? Ich kann es immer noch nicht mit Sicherheit sagen, aber es waren sicher nicht die Gesprächsthemen. Bei keiner dieser Begegnungen ging es um etwas tiefsinniges oder bedeutsames. Aber am Schluss des Abends habe ich mit fast gewünscht, mit den Jugendlichen ausgegangen zu sein.
Am Ende von NaNoWriMo gab es ein feierliches Abendessen mit einigen Schreibern, die in der großen Stadt wohnen. Als ich meinem Mann sagte, dass ich gerne hinginge, sagte er: "Aber das ist der Geburtstag unserer Freundin. Sie feiert bestimmt an dem Tag." Das ist übrigens ziemlich typisch für sie, wir wussten, dass sie an dem Tag feiern würde, aber sie noch nicht und es gab keine Einladung. Ich dachte darüber nach und beschloss, lieber zu einem Treffen von Leuten zu gehen, die ich kaum kannte als zu der Geburtstagsfeier einer alten Freundin meines Mannes, die wir seit Jahren kennen. Wir wussten auch, wer alles dort sein würde. Und ich mag diese Leute. Darum geht es gar nicht. Aber es war eine ihrer Partys, auf der ich herausfand, dass das Starren auf eine weiße Wand gar keine so schlechte Alternative für so einen Abend ist. Ich wunderte mich. Hatte ich mit den Schreibern mehr gemeinsam? Aber es würden sogar Musiker zu der Party kommen. Ich war verwirrt. Aber ich habe es nie bereut und sogar mein Mann war erleichtert, sagen zu können: "Oh nein, wir können nicht kommen. Susanne geht aus und ich muss bei unserem Sohn bleiben." Wir dachten, wir werden langsam zu Misanthropen. Aber dann hatte ich bei dem Essen eine Menge Spaß. Nicht so misanthropisch.
Letzte Woche war Elternstammtisch der Kindergartengruppe meines Sohnes. Dieser Stammtisch findet etwa zwei Mal pro Jahr statt. Interessanterweise waren nur vier Mütter dort (mich eingeschlossen.) Ja, Mütter, keine Väter. Wir saßen in einer Kneipe, redeten Belangloses, die Kinder und einen möglichen Termin fürs Schlittschuhlaufen. Wieder habe ich einen großen Teil des Gesprächs bestritten, aber nicht den größten. Wieder habe ich insgeheim nur darauf gewartet, nach Hause gehen zu dürfen. Wieder habe ich mir gewünscht, ich hätte zuhause bleiben dürfen, Klavier spielen, Buffy schauen oder auf eine Wand starren und ich dachte: "Warum?" Das waren sehr nette Frauen. Wir haben über Kinder und Lernen und so was geredet. Alle Themen, die mir wirklich etwas bedeuten. Ich war verwirrt. Und dann hatte ich es, oder zumindest meinte ich das: Niemandem war das, was wir redeten wirklich wichtig. Wir machten nur das, was ich "Mundgeräusche" nenne. Was diesen Unterhaltungen fehlte, war Leidenschaft.
Aber dann dachte ich noch mal nach. Für meinen Vater zum Beispiel sind Steuern ein wirklich leidenschaftliches Thema, aber das hilft mir nicht dabei, Gespräche über Steuern interessant zu finden. Und dann wurde es mir wirklich klar: es ging gar nicht um die Gesprächsthemen. Ich habe schon interessante und stimulierende Unterhaltung über Dinge wie Schlaghosen und Klempnern gehabt. Nein, es hatte etwas mit den Leuten zu tun. Deswegen fand ich die Unterhaltungen mit meinen Schülern oft interessanter als mit Menschen meines Alters. Wenn man älter wird, stirbt oft ein Teil von einem ein bisschen. Man ist im Alltagsleben begraben, man spielt nicht, man hat nicht richtig Spaß und dann wird man jeden Tag ein bisschen toter. Und das ist es, was ich nicht leiden kann. Meine Mutter sagte etwas Ähnliches, als ich ihr von meinem Problem mit Smalltalk erzählte. Sie sagte, sie vermisse ihre Arbeit. Nicht wegen der Arbeit, sondern wegen der Möglichkeit, sich mit jüngeren Leuten zu unterhalten. Sie sagte: "Jeder in meinem Alter redet immer über das Gleiche. Das ist langweilig." Tja, ungefähr jeder in meinem Alter scheint das auch zu machen.
Auf der anderen Seite rede ich auch immer über das Gleiche und ich glaube, das ist eine andere Art von Langeweile. Wenigstens kümmere ich mich und bin leidenschaftlich und ich habe nicht das Gefühl, mein Leben läuft auf Schienen und es gibt nichts, was ich tun kann, um es zu ändern. Und dieses jeden Tag eine bisschen Aufgeben und jeden Tag ein bisschen Sterben ist das, was mein Mann die Gefahren des Älterwerdens nennt. Nicht die Gefahr des Altwerdens, nein, die des Älterwerdens. Eine der Frauen bei dem Kindergartenmüttertreffen sagte: "Ich bin immer froh, abends raus zu kommen." und ich konnte sie nur mit offenem Mund anstarren. Ich bin gerne zu Hause. Da kann man eine Menge interessanter Dinge tun. (Wie bloggen.) Ich muss nicht wirklich rausgehen und etwas tun, dass mit nichts bedeutet, um mich von der vollkommenen und endlosen Langeweile bei mir zu Hause abzulenken.
Okay, es geht also um die Leute. Aber vielleicht auch nicht. Also, wo gehe ich hin und wo nicht? Wenn alles, dass kein absolutes Ja ist, ein Nein ist, heißt das dann, dass ich keinerlei Kindergarten-bezogenen Aktivitäten mehr besuche? Oder Familientreffen? Denn die fühlen sich oft am allerlangweiligsten an. Ich will nicht da sitzen, wie ein Teenager, mit einem Gesicht das sagt: "Sind wir endlich fertig? Kann ich jetzt nach Hause gehen?" Aber ich will nicht aufhören, alte Freunde und Familienmitglieder zu sehen. Irgendwelche Strategien, wie man Leute dazu bringt, über Dinge zu reden, die ihnen wirklich am Herzen liegen? Dinge, die ich noch nicht über sie weiß? Oder über die Welt?
Technorati Tags: small talk
1 Comments:
Hi Susanne!
Wie wäre es mit aktivem Zuhören? Klappt ganz gut habe ich festgestellt. Beschrieben von Gordon in der neuen Familienkonferenz. Kann ich dir auch mal leihen, wenn du willst!
Schönen Fasching noch, und gute Unterhaltungen ...
Andrea
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