Samstag, April 29, 2006

Von Mittelohrentzündung bis Brechdurchfall

Das kommt davon, wenn man sagt: "Mein Sohn ist fast nie krank." Er hatte nämlich immer nur so vier bis fünf Mal pro Jahr eine Erkältung. Und obwohl ich wusste, dass am Anfang alle Kindergartenkinder ständig Infektionen haben, hatte ich gehofft wir blieben davon verschont, weil er vorher schon in der Spielgruppe war und weil wir Lehrer sind, die viel Kontakt zu Kindern haben.

Tja, Hoffnung ist eine schöne Sache. Und er hatte auch erst etwa eine Infektion, seit er im Februar ein Kindergartenkind geworden ist. Seine Erkältung/Ohrenentzündung fing Ende Januar an. Und er hat sie immer noch. Jedes Mal, wenn wir denken: "Oh gut, es geht ihm langsam besser", geht es wieder von vorne los. Er ist jetzt seit Monaten praktisch taub.

Ich kann mir vorstellen, wie diejenigen von euch ohne Kinder freundlich nicken und dann auf Durchzug schalten. ("Dein Kind ist also krank. Na und? Gib ihm Tee, steck' ihn ins Bett und mach' normal weiter.") Nur Eltern wissen, was "Mein Sohn hat Mittelohrentzündung" wirklich bedeutet.

So eine Entzündung tut weh. Sehr. Wenn dein Baby, Kleinkind oder Kindergartenkind Schmerzen hat, leidest du auch. Zunächst, weil einer der Menschen, den du am meisten auf dieser Welt liebst, Schmerzen hat. Dann, weil diese Person nicht still vor sich hinleidet, damit du deinen Schönheitsschlaf nicht verpasst. Dein Kind will dann bei dir sein. Den ganzen Tag. Auf deinem Schoß. Duschen kann bedeuten, dass man einen heulende, fiebernden, unglücklichen Menschen vor der Badezimmertür lassen muss. Er wacht alle zwei Stunden auf. Er schläft in eurem Bett, seinen Kopf auf dem einen Kopfkissen, seine Füße auf dem anderen und wird es fertigbringen, die beiden erwachsenen Schläfer aus dem Bett zu schieben. Du wachst auf, auch wenn er schläft, um sicher zu gehen, dass er sich nicht abgedeckt hat. Du hast heftige Diskussionen mit dem anderen Elternteil, ob es okay ist, das Schmerzmittel überzudosieren. Mitten in der Nacht.

Während dein Kind dann seinen Tag damit verbringt, im Bett zu liegen und zu weinen: "Aber ich bin sooooo trauuuuuurig! Ich will in den Kindergarten!" musst du trotzdem arbeiten. Ohne Kinderbetreuung. (Danke, Schwiegermutter.) Und genau dann, wenn es ihm langsam besser geht - bekommst du die Erkältung.

Mein Mann hatte also die ganze letzte Woche irgendwas Grippiges. Er schätzte sich selbst als unterichtsuntauglich ein, aber wir sind selbstständig, also unterrichtete er trotzdem. Er hätte die Woche im Bett verbringen sollen, während ich ihm Tee koche...
Das Kind hatte die nächste Episode der Ohrenentzündung, komplett mit leichtem Fieber, Taubheit und schlechter Laune. Jeden Tag war unklar, ob er in den Kindergarten gehen kann, oder nicht. Er ging trotzdem, er wollte unbedingt und sein Fieber ging weg. Und was passierte dann? Direkt nachdem die Ärztin mir sagte: "Geben Sie ihm weiter seine Medizin und wenn alles gut läuft, müssen ihm nicht die Polypen entfernt werden."? Er bekommt zusätzlich Brechdurchfall.

Das war eine nette Nacht. Er wachte auf um: 1.30, 3.00, 4.30 und 6.00, um sich zu übergeben. Ich verbrachte ein bisschen Zeit damit, Erbrochenes aufzuwischen: von ihm, seinem Bett, dem Fußboden bis ins Badezimmer (Mein Tip: Niemals das Kind zum Klo tragen; hol' einen Eimer!), der Toilette und mir. Ab ins Bett, dann wieder von vorne. Glücklicherweise blieb der Teddy verschont. Der Teddy ist wesentlich für erfolgreichen Schlaf. Im Laufe der Nacht brauchte ich von Fest-schlafen-während-ich-ein-komisches-Geräusch-aus-dem-Babyphon-höre bis voller-Sprint-mit-dem-Eimer unter zwei Sekunden.
Mein Mann schlief übrigens einen durch Husten sehr gestörten Schlaf im Gästezimmer. Er wollte meinen Schlaf nicht beeinträchtigen. Aber ich habe ihn nicht aufgeweckt. (Man beachte den Heiligenschein über meinem Haupt.)

So wird es Freitag, und wir haben ein Problem. Wir müssen beide unterrichten und meine Schwiegermutter besucht eine Freundin. Zu weit weg, um sie zurück zu beordern. Mein Mann fühlt sich nicht so besonders (wegen der Erkältung), und ich fühle mich langsam auch ein bisschen komisch. Zuerst habe ich gedacht, es läge am Schlafmangel und an der durch die nächtlichen Episoden verursachten Übelkeit, aber nein - ich habe auch Brechdurchfall. Aber nicht so schlimm.

Also haben wir unsere Schüler unterrichtet, während wir krank waren und mit dem Kind. Nicht die beste Lösung, aber schließlich muss es ja auch Vorteile haben, selbstständig zu sein. Wir hatten Glück, das Kind saß zwei Stunden lang auf meinem Schoß, ich hatte nur Klavier-, aber keine Gesangsschüler, und unsere letzten beiden Schüler kamen erst gar nicht.

Heute fühlen wir uns schon viel besser. Danke für das Lesen dieses Gejammers. Ich werde jetzt Fencheltee und Zwieback holen gehen.

Mittwoch, April 26, 2006

Probe verschoben

Also. Ich habe meine Zehennägel lackiert, mir einen Babysitter besorgt, bin hysterisch geworden, habe mir selbst eine Gesangsstunde gegeben, mich fürs Tanzen aufgewärmt, S- und-U-Bahn-Verbindungen rausgesucht, meinen PDA aufgeladen, das neue Dresden Dolls-Album darauf kopiert, wei ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollte; und genau, als ich das Haus verlassen wollte, traf ich meinen Mann, der sagte: "Bist du immer noch da? Die Performerin hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen." (Wenn du dich wunderst, wovon ich hier um Himmels willen rede, lies' erst dies, bitte.)

Nach all' dem Theater sollte ich zu dieser Probe/diesem Vorsingen nun doch nicht gehen. Weil die andere interessierte Sängerin sich nich gemeldet hatte, haben sie sich dafür entschieden, die ganze Sache auf den 9. Mai zu verschieben. Weil es einfacher wäre, die Übungen für uns zwei zu entwickeln. Übungen? Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, Unterricht zu nehmen. Offensichtlich hatte ich mich getäuscht. Als ich die Gruppe im Netz gesucht habe, habe ich herausgefunden, dass es sich dabei um einen Kurs an einer Tanzschule handelt. Die Teilnehmerinnen bezahlen für jede Probe 18 € (pro Person). Ich dachte eigentlich, ich wäre in dem Stadium, wo die Leute mich bezahlen, wenn ich singe. Nicht, dass ich was dagegen hätte, mich an der Raummiete zu beteiligen, ich kann schließlich keine Tanzproben bei mir zuhause abhalten, aber einen Lehrer bezahlen?

Ich fand auch heraus, dass die Gruppe Sängerinnen sucht, um "professioneller" zu werden. Hm. Vor zehn Jahren habe ich mich dazu entschlossen, nicht mehr an Versuchen, "professionell" zu werden, teilzunehmen. Ich weiß, dass sich das arrogant anhört, aber ich war fünf Jahre lang in einem Vokalquintett, das sich jede Woche traf und vor jedem Auftritt extra Proben hatte (und einen Lehrer bezahlte), bis mir klar wurde, dass wir auf diese Weise nie "professionell" werden würden. Ich schwor mir, fürderhin alleine zu üben und danach gut vorbereitet nur noch wenige Proben zu besuchen.

Ausserdem hat die Erfahrung der letzten Tage mir gezeigt, dass in meinem Leben einfach kein Platz für etwas ist, für das ich jede Woche einmal abends aus dem Haus muss. Ich habe den ganzen gestrigen Tag damit verbracht, mich vorzubereiten. Mein Zeug, alles für den Babysitter,... Und wenn meine Schwiegermutter nicht hätte babysitten können, hätte ich meinen Sohn eine halbe Stunde früher als sonst ins Bett bringen müssen und mir eine Auto leihen, um dann zur Probe etwas zu spät zu kommen. Wie realistisch klingt das? Jedes Mal, wenn ich abends das Haus verlasse, betrifft das vier Leute: mich, meinen Sohn, der daran gewöhnt ist, von mir ins Bett gebracht zu werden, meine Schwiegermutter, die babysitten muss und meinen Mann, der nach dem letzten Schüler lossausen muss, um meine Schwiegermutter beim Babysitten abzulösen...

So viel also zu dem Versuch, mein Performance-Problem zu überwinden. Ach, übrigens, als ich mich für diese Probe vorbereitet habe, ist mir aufgefallen, dass es schon viel einfacher für mich ist, mich gleichzeitig zu bewegen und zu singen. Kann sein, das lag daran, dass ich alleine war, aber vielleicht ist es mir auch nicht mehr ganz so wichtig, gut auszusehen.

Montag, April 24, 2006

Performance Angst

Ich wollte heute eigentlich über eine Million Dinge schreiben: Wutanfälle, Schuldgefühle bei Müttern, Nicht-Diät, alles Mögliche, aber - ich habe heute einen Anruf von einer Tänzerin-Sängerin-Schauspielerin bekommen und deswegen haben ich morgen eine Art "Vorsingen".

Sie gehört zu einer Performance-Gruppe. Die besteht aus Tänzerinnen, die improvisieren und singen. Sie hatte mir schon letztes Jahr davon erzählt, als wir uns bei einem Gesangsworkshop zum Thema Improvisation getroffen haben. Damals dachte ich: "Eine Gruppe? Ich in einer Gruppe, bist du verrückt? Ich in einer Gruppe mit Tänzerinnen?" Ich wollte nur meinen eigenen Kram machen.

Ich möchte immer noch meine eigene Musik machen, aber ich habe im letzten Jahr öfter übers Auftreten nachgedacht. Ich hatte damit irgendwann 1999 oder 2000 aufgehört. Natürlich nicht komplett, wir haben ein Paar Geburtstagsfeste und so etwas gemacht, wenn uns jemand darum gebeten hat. Aber es machte nur mäßig Spaß. Also steckten wir (das heißt, mein Mann und ich) unsere Energie lieber in unsere CDs. Und später in das Kind.

Und das hat sich ganz richtig angefühlt, bis ich bemerkt habe, dass ich ein bisschen übereifrig darin bin, auf Parties zu singen und an Jam Sessions teilzunehmen. Und weil ich beschlossen habe, an den Dingen, die für mich schwierig sind, zu arbeiten, habe ich sogar darüber nachgedacht, Schauspielunterricht zu nehmen. Ich habe nämlich mit dem Auftreten ein kleines Problem:

Ich kann vor Leuten singen - kein Problem.
Ich kann vor einem größeren Publikum reden - kein Problem.
Ich kann sogar vor Leuten tanzen - kein Problem.
Aber ich kann nicht zwei dieser Dinge gleichzeitig tun. Schon gar nicht alle drei.

Wenn ich mit einer Band singe, habe ich kein Problem mit dem Singen, ich kann aber nicht mit dem Publikum reden. Ich singe wie verrückt, dann lächle ich und hauche ein leises "Danke schön." und dann - lächle ich. Ich schaffe es sogar, die traditionelle Jazzer-Ansage "Das letzte Stück war blablabla, und das nächste Stück ist blablabla." zu verhunzen.

Ihr müsst verstehen, dass das Problem nicht im Reden liegt. Ich habe schon auf einer Konferenz vor Hunderten von Leuten referiert. Mit Mikro. Klar, verständlich, und es wurde auch gut aufgenommen (so lange, bis mich jemand aus der Publikation der Kongress-Beiträge rausgemobbt hat). Aber ich kann nicht reden, wenn ich die Sängerin bin.

Das Gleiche gilt für Singen und Bewegen. Ich war auf vielen Rhiannon-Workshops und da muss man ständig singen und sich dazu bewegen. Improvisiert. Beim Singen habe ich mit dem Improvisieren keinerlei Probleme. Beim Tanzen ist es etwas schwerer, aber möglich. Eine Bekannte hat aber mal gewitzelt, sobald ich anfinge zu singen, würde ich mich bewegen, als seien meine Füße am Boden festgenagelt.

Hm. Ich habe daran gearbeitet. In unserer nicht mehr existierenden Brazil Band habe ich versucht, gleichzeitig zu singen, Percussion zu spielen und Samba zu tanzen. Ich kann das sogar, aber die Percussion ist dann manchmal nicht so ganz in Time. Und irgendwie hat das nie den gleichen Eindruck gemacht wie eine Handvoll halbnackter brasilianischer Tänzerinnen.

Letzten Sommer war ich bei einem Performance-Workshop für Sänger. Ich dachte, da lerne ich, mich auf der Bühne zu präsentieren. Der Workshop war hervorragend. Ich fühle mich seitdem viel selbstbewusster, denn: a) Ich weiß jetzt, dass ich keine Anfängerin mehr bin. (Manche brauchen etwas länger, die Tatsache, dass ich Gesangslehrerin bin, hätte mir da schon weiter helfen können.) b) Ich soll gar nicht auf der Bühne rumsausen wie eine Hummel, weil ich scheinbar ein solarer Atemtyp bin.

Das ist eine von diesen esoterischen Theorien, die ich für kompletten Schwachsinn gehalten habe, aber dummerweise funktioniert sie. Ich habe eine Reihe Schüler, mit denen ich gar nicht weiterkam, bis ich rausfand, dass sie anders atmen als ich. Egal, ein solarer Typ sollte auf jeden Fall immer nur eine Sache auf einmal machen und fühlten sich am wohlsten in Ruhe. Also geht es mir auf der Bühne am besten, wenn ich einfach dastehe und singe. Ich stelle auch fest, dass viele Musiker locker damit durchkommen, keine oder nur wenige Ansagen zu machen. Hervorragend.

Aber seit ich das offizielle "Du musst dich auf der Bühne gar nicht bewegen oder irgendwas anderes machen als singen"-Abzeichen habe, habe ich irgendwie auch die Freiheit gewonnen, dieses Gleichzeitg-Bewegen-und-Singen-Ding auszuloten. Und deswegen bin ich unterwegs, um mit einer Gruppe improvisierender Tänzerinnen zu proben.

Was ist also das Wichtigste für morgen?

Richtig, ich muss meine Zehennägel lackieren. Und mir einen Babysitter organisieren. Und mir selbst eine Gesangsstunde geben und ein bisschen improvisieren. Und hysterisch werden. Und rausfinden, wie ich da hinkomme. Aber zuerst der Nagellack.

Samstag, April 22, 2006

Frühlingsdiät - das Fazit

Das Dumme ist, dass das schlechte Gewissen für die meisten Frauen fester Bestandteil ihrer Ess-Erfahrung ist. Jedes Mal, wenn ich einer Frau erzähle, dass ich zur Zeit abnehme, obwohl ich drei normale Mahlzeiten esse, mit Fett und Kohlehydraten und allem und noch etwa drei Snacks, inklusive Kuchen, Sahnejoghurt und Süßigkeiten, denken diese Frauen, ich würde lügen. Alle denken, abnehmen bedeutet Kasteiung und dass 1000 Kalorien für eine ausgewachsene Frau eine normale Tagesration darstellen. Das heißt, sie denken auch, wenn man einfach isst, würde man immer fetter und fetter.

Somit hätten wir alle die Wahl: essen nach Hungergefühl und mit Genuss, was dann zu ständig steigendem Übergewicht führen würde, oder wir machen es so wie eine Bekannte von mir, die bei jedem Bissen die Kalorien zählt, und wenn sie ihre Ration für den Tag erreicht hat, hört sie auf. Auch wenn es nach dem Frühstück ist.

Ich dagegen bin immer noch der Meinung, Essen ist gut gegen Hunger, für den Genuss und die Seele und dass ich letzten Endes auf mein Gefühl vertrauen kann. Das Gefühl muss bei mir bloß erst mal eine Chance bekommen, durch fast vierzig Jahre gewohnheitsmäßiges Überessen durchzudringen.

Mein Leben mit Kalorienzählen oder dem panischen Vermeiden bestimmter Lebensmittelgruppen zu verbringen, halte ich für total pervers. Mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus jeder erdenklichen Stimmung heraus vollzustopfen auch.

Wenn euch euer Badeanzug nicht passt, werft ihn weg und kauft einen neuen. Egal ob größer oder kleiner. Ich habe mit dem Abnehmen übrigens angefangen, nachdem ich sämtliche zu kleinen Kleider weggeworfen habe (abgesehen von einem Kaschmirrolli, drei T-Shirts und sexy roter Unterwäsche). Ich habe stapelweise Kleider aus Katalogen für Übergrößen bestellt, nachdem ich zwei Jahre gehofft hatte, ich würde den Speck in absehbarer Zeit wieder los. Dann habe ich mein Hirn eingeschaltet und gemerkt, sogar wenn ich jetzt sofort anfange abzunehmen und eine Abnahme von einem Kilo pro Monat schaffe, was relativ viel ist, bedeutet das, ich muss etwa eineinhalb Jahre abnehmen. Meine geliebten Klamotten, in denen ich im Jahr 1996 noch so cool aussah, werden bis dahin hoffnungslos aus der Mode sein. Ich dachte, wenn ich je abnehme, ist es mir neue Klamotten wert.

Und wenn nicht, will ich wenigstens jetzt gut aussehen.

P.S.: Danke für eure Geduld. Als ich anfing, über Diäten zu schreiben, wusste ich nicht, dass es so lang werden würde. Ich habe ernsthaft versucht, dies kurz zu halten.

Freitag, April 21, 2006

Frühlingsdiät - der Umbruch

Letztes Jahr im September fing ich wieder an, mich zu wiegen. Ich wollte endlich wissen, ob sich mit meinem Gewicht etwas tat oder nicht. Flylady empfahl das tägliche Wiegen als Kontrollinstrument. Mit dem Zusatz: "Du bist nicht dein Gewicht." Wie im Buddhismus. Ach ja, zu meditieren hatte ich auch angefangen. "Unwise efforts and unexamined habit patterns" wollte ich ablegen.

Ab September ging es dann mit meinem Gewicht eindeutig abwärts. Ich hatte inzwischen nachgedacht und gefunden dass ich, Appetit hin oder her, vielleicht nicht jeden Morgen eine zweites Frühstück oder einen Snack um elf brauche, wenn wir um zwölf sowieso Mittag essen. Vielleicht kann ich ja entgegen aller Gewohnheit doch mal eine halbe Stunde hungrig bleiben. Weiterhin entdeckte ich, dass ich mitnichten nachmittags nur einen Snack esse. Meistens sind es zwei und oft stecke ich mir nachmittags in jeder Pause etwas in den Mund. Und einen Snack muss man ja auch noch für die Abendschokolade (oder das Bier) rechnen. Okay, zwei Snacks tun es vielleicht auch. Kurz vor Weihnachten hatte ich das Gefühl, ich kann mir vielleicht auch abgewöhnen, zu jedem Mittag- und Abendessen Wein oder Bier zu trinken. Ich merkte, dass mich mein mittägliches Gläschen doch nachmittags leicht matt macht. Ich reduzierte Alkohol auf zwei Mal die Woche und dachte, ein oder zwei Gläser tun es auch.

Das war der helle Wahnsinn! Im Schnitt habe ich jeden Monat ein Kilo abgenommen. Trotzdem ich alles esse. Jeden Tag Schokolade und Süßkram, normales Essen sowieso, Sahnejoghurt, fast jeden Tag Kuchen und Alkohol. Sogar über Weihnachten!

Ich dachte, jetzt habe ich es endlich raus. Ich nehme noch ein bisschen ab, immer langsamer und das Gewicht, bei dem ich dann stehen bleibe, mit dem lebe ich dann glücklich und zufrieden bis an mein Lebensende.

Anfangs habe ich nicht einmal jemandem davon erzählt. Ich bin so eine Quatschtante, aber ich hatte das Thema satt. Außerdem wollte ich das einfach still und leise mit mir selbst ausmachen. Meiner Mutteer habe ich nichts davon erzählt. (Sie weiß immer noch nichts, bemerkt es aber wahrscheinlich, wenn wir uns das nächste Mal sehen. “Was, abgenommen? Kann sein.”) Sie gibt mir sonst sicher so viele gute Ratschläge, dass ich vor lauter Trotz wieder zu fressen anfange.
Apropos, Chips musste ich leider streng rationieren, da gibt es nur noch eine Tüte pro Monat, weil ich meine neuen Lieblingschips immer noch auf einen Schlag aufesse. Und da ist nicht einmal Glutamat drin.

Jetzt bin ich natürlich total glücklich, dass ich endlich esse wie ein normaler Mensch. Auch wenn ich dazu noch Regeln brauche. Ich hoffe, dass es irgendwann automatisch wird, und ich das ganze zwanghafte weitgehend hinter mir lasse.

(wird immer noch fortgesetzt, aber nicht mehr lange)

Donnerstag, April 20, 2006

Frühlingsdiät - der Neubeginn

Jedes Mal, wenn ich übers Essen oder Dicksein nachdachte, richtete ich von da an meine Gedanken einfach auf meine Musik. Ich begann, in meinen Unterrichtspausen zu komponieren und das Essen ausfallen zu lassen. Ich nahm vier Kilo ab und war glücklich. Meine Euphorie hielt sogar bis über Weihnachten an. Ich nahm zwar nicht weiter ab, aber auch nicht zu. Hurra! Ich konnte mir eine Jeans in einem normalen Jeansgeschäft kaufen. Kein Katalog für Übergrößen mehr. Ich hatte aufgehört mich zu wiegen und dachte, ich habe mein Leben in der Tasche und jetzt geht es immer so weiter.

Im Frühjahr war ich fast an dem gleichen Punkt wie vorher.

Frust. Dann kam die Zeit, in der ich Weight Watchers in Erwägung zog. Ich kam das erste Mal in meinem Leben an den Punkt, das ich Zweifel hatte, ob ich jemals wie ein normaler Mensch essen lernen könnte.

Ich ging weiter in mich. Das Abnehmen war es eigentlich gar nicht. Ich wollte bloß nicht das Gefühl haben, meinen Gelüsten hilflos ausgeliefert zu sein. Ich hatte von dem ganzen Dicksein und Abnehmen die Nase wirklich gestrichen voll.

Nachdem Flylady (und vorher auch schon jahrelang mein Mann) mir geholfen hatte, meinen Haushalt mit Minimal-Aufwand wunderbar in den Griff zu kriegen, beschloss ich die Flylady-Prinzipien auf die Veränderung meiner Eßgewohnheiten anzuwenden.

Als erstes gab ich mir zwei Monate lang jeden Abend einen Sticker, wenn ich vor halb elf im Bett war. Ich esse nämlich gerne gegen Müdigkeit.
Als zweites stellte ich die Regel auf, dass ich abends nicht in der Küche sitzen darf, um zu lesen, weil ich nie die Willensstärke aufbringe, nur ein bisschen Schokolade zu essen, solange sie noch in Reichweite ist. Ach ja, diese Regel hat eine Unterregel, nach der es nicht erlaubt ist, an diesem Abend noch einmal in die Küche zurückzukehren, außer um sich abends um halb elf einen Sticker auf den Kalender zu pappen.
Etwas später wurde diese Regel dadurch erweitert, dass ich abends entweder Schokolade oder ein Bier haben darf, nicht beides (ach ja, die Schokolade habe ich rationiert).
Abgenommen habe ich dadurch erstmal gar nicht oder nur sehr wenig, gewogen habe ich mich auch nicht, ich hatte bloß mein ewiges Gejammer satt, dass ich so müde bin, dass ich schon wieder so viel Süßes gegessen habe, wer will so was schon jeden Tag hören.
25 Jahre waren genug.

Dann haben wir beschlossen, in den Sommerferien eine einwöchige Radtour zu machen. Dafür muss man trainieren. Wir sind also im Frühsommer relativ viel Rad gefahren, und Anfang August sind wir mit Zelt und Kind und Kram eine Woche lang in der Gegend rumgefahren. Ich fühlte mich wie ein Hampelmann in meiner Radlerhose, aber am Ende der Tour sahen meine Beine eindeutig besser aus als vorher. Abgenommen habe ich nicht, etwas fester bin ich geworden, wenn ich es finde, zeige ich euch das peinlichste Foto, das je von mir gemacht wurde. Bin ich froh, dass ich mich normalerweise nicht von hinten sehe.

(wird fortgesetzt - immer noch nicht fertig)

P.S.: Ich habe es gefunden:

Mittwoch, April 19, 2006

Frühlingsdiät - Sport hat mit Abnehmen gar nichts zu tun

Das Thema Sport hat sich für mich übrigens gewissermaßen erledigt. Erstaunlicherweise habe ich mich von einem unsportlichen Stubenhockermädchen im Laufe der letzten fünfzehn Jahre zu jemandem entwickelt, der einfach mindestens drei Mal die Woche Sport macht, weil ich einen Rappel kriege, wenn ich mich nicht bewege und dann extrem mies gelaunt werde.

Anfangs habe ich mich zu jeder Minute Sport gezwungen. Aber später mochte ich das Gefühl, etwas belastbarer zu sein, festere Muskeln zu bekommen und mich auf meinen Körper verlassen zu können. Als eine Freundin in der Schwangerschaft zu mir sagte, ich solle mich doch freuen, jetzt müsste ich keinen Sport machen, habe ich sie fassungslos angestarrt. Ich durfte nicht einmal Walken! Geschweige denn Tanzen oder Krafttraining machen. Als Mutter bin ich jetzt auf Walken und Yoga umgestiegen. Zum Walken lade ich meinen dreijährigen Sohn in den Kinderwagen und schiebe ihn in flottem Tempo eine gute halbe Stunde in der Gegend rum. Wenn ich einen Babysitter habe, dann werde ich zu einem dieser merkwürdigen Stöcke schwingenden Nordic Walker, die laut klackend den Wald unsicher machen. Yoga mache ich vor dem Computer mit Video, während mein Sohn an meinem Bein hängt und sich nicht entscheiden kann, ob er jetzt auch Yoga machen will oder nicht. Meistens beides gleichzeitig unter lautem Geschrei, während ich versuche, der beruhigenden Stimme des vorturnenden Yogis zu lauschen, und gleichzeitig mit den Leuten im Video aus- und einzuatmen. Das ist also etwas, das ich nachgewiesenermaßen auch unter widrigen Umständen hinbekomme.

Aber zurück zum Thema Diät: Ich bin ja ein echter Fan der Anti-Diät-Bewegung. Debra Waterhouse, Susan Powter (mit größer werdenden Einschränkungen) und vor allem (und ohne jede Einschränkung) Geneen Roth sind meine Heldinnen. Geneen Roth hat mir wahnsinnig geholfen, die tieferen Beweggründe hinter meiner Essstörung aufzudröseln. Ich habe Tagebücher geführt, schriftliche Übungen gemacht und wochenlang aufgeschrieben, was ich wann esse und wie ich mich dabei fühle.

Bei den meisten Leuten bewirkt das Aufschreiben schon, dass sie ihre Eßgewohnheiten ändern, weil es ihnen zum Beispiel peinlich ist, aufzuschreiben, dass sie jetzt zwei Tüten Chips gegessen haben, obwohl ihnen nur langweilig war. So einfach mache ich es mir nicht. In meinem Esstagebuch steht dann:

14.00 Uhr: habe zwei Teller Spaghetti Bolognese mit Salat gegessen, dazu drei Gläser Rotwein, danach eine halbe Tüte Gummibärchen zum Nachtisch. Fühle mich gut, etwas voll. Das Essen war köstlich, war eigentlich schon vor den Gummibärchen satt, wollte aber noch etwas Süßes.

15.30 Uhr: eine Tüte Chips, war noch pappsatt vom Mittagessen, mir war aber langweilig, und ich hatte keine Lust, die Wäsche zusammenzulegen

Mir war also schon klar, wann ich mehr aß als ich Hunger hatte, das hinderte mich bloß gar nicht daran, den ganzen Kram trotzdem zu essen.

Irgendwann im Herbst 2004 war ich es dann aber leid, mir den ganzen Tag mein Gejammer anhören zu müssen:

"Meine Güte, bin ich fett, guck dir nur mal diesen Bauch an!"

"Ich weiß, das sollte ich jetzt nicht mehr essen, ach, nur ein Stückchen, noch eins und noch eins, morgen esse ich aber bestimmt gar keine Süßigkeiten, oh, schon alles leer."

"Was, jetzt gibt es schon Abendessen, ich bin doch noch ganz voll von eben, aber ich muss ja schließlich auch mal was Vernünftiges essen..."

Ad infinitum, ad nauseam.

Ich wachte sozusagen auf und fragte mich "Ist mein Gewicht, mein Essen und meine Figur wirklich die wichtigste Sache der Welt?" "Warum beschäftige ich mich in jeder freien Minute damit, anstatt mich über meine wundervolle Familie und Beziehung zu freuen und mich darauf zu konzentrieren, endlich mal meine Musik auf den Punkt zu bringen?"

(wird fortgesetzt)

Dienstag, April 18, 2006

Frühlingsdiät - warum ich trotzdem versuche, anders zu essen

Tja, ich weiß zwar, dass das Gefühl, fett zu sein, gar nichts damit zu tun hat, wie viel man wiegt - mit fünfzehn Kilo weniger als jetzt habe ich mich auch schon schrecklich fett gefühlt und mit nur vier weniger sexy, begehrenswert und angenehm kurvig - aber es gibt Gründe, sein Essverhalten zu ändern.

Auch, wenn ich aus weltanschaulichen, gesundheitlichen und feministischen Gründen nicht so viel gegen Diäten einzuwenden hätte, eigne ich mich typmäßig nicht besonders dazu, eine zu machen. Wenn ich auch nur annähernd das Gefühl habe, jemand schreibt mir vor, ob ich Hunger haben darf; was, wann und wie viel ich essen darf, steige ich sofort auf die Barrikaden. "Das wollen wir doch mal sehen, wer bist du denn, dass du mir mein Essen verbietest?"

Zwischenzeitlich war ich von meinem langsam stetig steigenden Gewicht und meinen jahrelangen Versuchen, von einer Esssüchtigen zu einer Normalesserin zu werden schon so frustriert, dass ich etwa einmal die Woche auf die Homepage der Weight Watchers ging, um mich zu erkundigen, wann und wo das nächste Treffen in meiner Nähe stattfinden würde. Dann versuchte ich mir vorzustellen, wie ich akribisch jeden Bissen, den ich zu mir nehme, in Punkte umrechne, und dann am Ende des Tages noch drei Stunden Aerobic machen muss, damit ich nicht abloose. Sehr lustig! Schon allein die Vorstellung reichte aus, um mich in Richtung Süßigkeiten-Schublade zu treiben.

Ja, ich habe eine Süßigkeiten-Schublade. Wir haben sie allerdings in einen Schrank umziehen lassen, der für unseren Sohn außer Reichweite ist. Es heißt ja, Kinder nähmen im Mutterleib die Essensvorlieben ihrer Mütter an. Wie gut, dass ich in der Schwangerschaft keinen Alkohol getrunken habe. Das Kind mag am liebsten: Schokolade, Chips, Bohnen, Nudeln, Reis, Gummibärchen, Karotten und Joghurt. Das mit dem Joghurt und den Karotten kann er nicht von mir haben.

In erster Linie ging es mir darum, dass ich nicht den Rest meines Lebens der Zwanghaftigkeit meines Essverhaltens ausgeliefert sein wollte und dass zwar Konfektionsgröße 48 nicht so der Hit ist, ich aber bei weiter steigender Tendenz im Rentenalter nur noch Maßanfertigungen hätte tragen können.

Ich versuche, mich zu ändern, seit ich gemerkt habe, dass nicht alle Menschen alle paar Tage einen größeren Fressanfall haben und dann etwa dreitausend Kalorien auf einmal essen. Danach habe ich auch noch eine Talkshow über Esssüchtige gesehen. Die Gäste dort erzählten von ihren Essgewohnheiten und ich merkte, der einzige Unterschied zwischen mir und diesen Kolossen war die Menge, die wir essen, denn ich wog nicht 130 Kilo. Das war vor 25 Jahren.

(wird fortgesetzt)

Sonntag, April 16, 2006

Frühlingsdiät

Nicht wahr, das erregt doch gleich Aufmerksamkeit. Schließlich ist das jetzt die Zeit, in der man seine traditionelle Diät beginnt, um im Sommer wieder in den Badeanzug zu passen. Von Bikinis reden wir ja schon gar nicht mehr.

Tja, da frage ich mich doch, warum hast du einen Badeanzug, der nicht passt? Was nützt der bitte? Ach so, der bringt dich dazu, weniger zu essen. Und warum hast du das dann nicht gemacht? Oder hat er letztes Jahr gepasst und dieses Jahr nicht mehr? Wenn es danach geht, muss ich mir jetzt noch schnell zehn Kilo drauffressen, damit ich wieder in den Bikini passe, den ich mir vorletztes Jahr gekauft habe. Ich war dann aber schon soweit, dass ich einen Pareo umgewickelt habe, wenn ich auf meinen im Wasser spielenden Sohn aufgepasst habe.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich soweit kommen würde. Ich dachte falls ich unwahrscheinlicherweise jemals so fett werden würde, würde ich wenigstens dazu stehen.

Tja. Ich stehe dem ganzen Diät-Abnehm-Gesund essen-Thema durchaus zwiespältig gegenüber. Das alles ist eine lange Geschichte, hat mir meiner Mutter zu tun, mit mir, auch mit der Tatsache, dass ich mit dreizehn schon so groß war wie jetzt und seitdem nur noch in die Breite gewachsen bin. Hat damit zu tun, dass ich das bin, was man im Deutschen so charmant "esssüchtig" nennt. Ich bevorzuge "compulsive overeater".

Ich war übrigens ein spindeldürres Kind. Mir wurde ständig gesagt, ich solle doch etwas essen, noch mehr essen, ich sei doch so dünn. Kann ich nun seit Jahrzehnten nicht mehr von mir behaupten.

Allerdings kann ich stolz verkünden, dass seit diesem Monat mein BMI unter 25 ist, ich bin jetzt also offiziell nicht mehr über- sondern normalgewichtig.

Was soll das also, erst lästere ich über Diäten und dann bin ich stolz drauf, abgenommen zu haben?

(wird fortgesetzt)

Montag, April 10, 2006

Weg mit den Trinklernbechern!

Als ich meinen Sohn mit etwa sieben Monaten das erste Mal aus einem Trinklernbecher trinken ließ, dachte ich, nach ein paar Monaten wären sie ausgemustert. Ich habe all’ diese hilfreichen Erziehungsbücher gelesen (lese sie immer noch), in denen steht, dass ein Einjähriger problemlos selbstständig aus einem Glas trinken kann.

Als er ein Jahr alt war, konnte er zwar aus einem Glas trinken, aber mir war es lieber, er ließ es bleiben, wegen des Verschüttens und der Angewohnheit, alles auf den Boden zu werfen, ungeachtet dessen, was vielleicht drin war. Unsere Suche nach ungestörtem Schlaf brachte uns dazu, ihm nachts einen Becher in sein Bett zu stellen, damit er Wasser trinken konnte, ohne uns aufzuwecken.

Ich dachte mir, wenigstens trinkt er nicht aus einer Nuckelflasche, und ich packe die Trinklernbecher dann weg, wenn er achtzehn Monate alt ist. Seitdem habe ich die Sache ab und zu mit ihm besprochen, er sagt, er ist jetzt ein großer Junge, er braucht keine Babyflaschen mehr in der Nacht, ich bringe ihn ins Bett, er schreit nach seinem Becher. (Die gleiche Chose haben wir übrigens mit dem Schnuller, aber das ist eine andere Geschichte.)

Heute morgen hat mein Mann das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine geräumt und gemeint, wie sehr er es hasst, diese Dinger auseinander zu bauen. Und so dachte ich mir, warum tun wir sie nicht ganz weg? Mein Mann ist froh, mein Sohn bekommt abends ein Glas Wasser in sein Zimmer (er trinkt nachts sowieso nicht) und wir haben weniger Zeug in der Küche, was immer gut ist.

Tschüß Trinklernbecher. Ich habe euch sehr gemocht, als mein Sohn noch ein Baby war, auch wenn ihr nicht wirklich tropffrei wart, aber jetzt ist es Zeit, sich zu trennen.

Freitag, April 07, 2006

Frühling?

Wie gut, dass ich endlich meine langen Unterhosen gewaschen habe. (Jetzt habe ich mich endgültig als uncool geoutet.) Aber es ist trotzdem gut, denn es schneit wieder. Im April!

Nein, ich lebe nicht am Nordpol, sondern in Süddeutschland. In diesem Teil der Welt muss der Osterhase nur selten durch den Schnee stapfen. Und es ist ja nicht so, als hätten wir dieses Jahr keinen Schnee gehabt. Hier, das war Anfang März:


Der Schnee war so schwer, dass wir ihn vom Dach schaufeln mussten. (Habe ich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe?)

Nein, das ist unfair. Finde ich nicht in Ordnung. Und das zusätzlich zu einer Depression.

Und dann habe ich meinen Sohn auch noch blöd angeredet, weil er heute zum Kindergarten einen Schneeanzug anziehen wollte...

P.S.: Das war das erste Mal, dass meine Übersetzung einen Tag später erschienen ist als der Original-Post.

Mittwoch, April 05, 2006

noch depressiv - sorry

Seit letzter Woche habe ich versucht, einen neuen Eintrag zu schreiben. Am besten witzig. Ich habe ein Lob auf meine Gore-Tex-Jacke verfasst, ich schrieb "Hör' auf, dich schuldig zu fühlen" und eine Reihe anderer brillinater und lustiger und kluger Dinge - alles in meinem Kopf. Jedes Mal, wenn ich mich vor den computer oder den PDA setzte, herrschte in meinem Geist gähnende Leere. Denn - ich fühle mich immer noch desprimiert.

Nach dem letzten Blog-Eintrag habe ich im Internet Depression recherchiert. In typischer hypochondrischer Manier habe ich mich selbst mit Zyklothymie diagnostiziert. Klingt interessant, nach einer peinlichen Frauenkrankheit.

Was es gewissermaßen auch ist. Irgendwie. Obwohl das die einzige Form von bipolarer Störung ist, die gleich viel Männer wie Frauen befällt, soweit ich mich erinnere. Habe ich jetzt eine Psycho-Störung? Oder was?

Ich habe meinen Mann gefragt, und wir finden es beide wahrscheinlich. Aber es ist eine leichte Störung. Ich funktioniere ziemlich gut, sogar wenn ich manisch oder depressiv bin. Keine Selbstmordtendenzen. Aber Stimmungsschwankungen, die mich fest im Griff haben. Ohne ersichtlichen Grund.

Ich hätte nie gedacht, dass der zustand, den ich meinen Overdrive nenne, ein Problem sein könnte; aber seit ich versuche, bewußter zu leben, habe ich die Abstürze schon geahnt, wenn ich mich noch voller Power und Energie fühlte.

Ein Etikett für den Sog zu finden, war eine Erleichterung. Es ist nicht meine Schld. Vielleicht ist das alles chemisch und ich habe nichts falsch gemacht.

Aber was soll ich jetzt machen? Hilfe suchen? Medikamente bekommen? Irgendwie bezweifle ich, dass es eine gute Idee wäre, zu meinem Hausarzt zu gehen. Er denkt, wenn nichts gebrochen ist, oder man nicht gerade einen Herzanfall hat, kann es nicht ernst sein. Und wenn er denkt, es ist ernst, gibt er mir eine Pille. "Nehmen Sie das und Sie fühlen sich besser. Auf Wiedersehen."

Ich versuche, mich selbst zu heilen, indem ich mich eingehender mit "Mindfulness Based Stress Reduction"beschäftige. Ich habe zwei Bücher über bipolare Störungen bestellt. Die mich wahrscheinlich deprimieren werden. Und ich bleibe verwirrt.
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