Freitag, August 25, 2006

Warum ich Ferien nicht mag

Ich weiß, ich sollte mich nicht beklagen, schon gar nicht darüber, dass ich so viel frei habe. Ich arbeite nämlich in den Schulferien nicht. Theoretisch finde ich das ja auch hervorragend. Ich habe auch nichts dagegen, weniger zu verdienen, damit ich immer wieder zwischendurch frei habe; aber. Jetzt kommt das große "Aber":

Ich habe echte Probleme mit Struktur. Also vielmehr mit dem Fehlen von Struktur. Ich gerate peinlicherweise schon jede Woche freitags in eine Krise, weil ich dann zwei freie Tage vor mir habe. Nicht, dass ich mich langweilen würde. Im Gegenteil. Ich werde eher von der Fülle an Möglichkeiten erdrückt. Auf einmal habe ich vermeintlich Zeit, alles zu tun, was ich während der Arbeitswoche nicht geschafft habe. Putzen, Aufräumen, Ausschlafen, Lesen, Filme schauen und eine CD produzieren. Oder so ähnlich.

Die hohen Erwartungen für die Wochenenden habe ich mir inzwischen abgeschminkt. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ich an freien Tagen auch nur unwesentlich mehr Zeit habe als an unfreien. Die normalen Alltagsdinge bleiben. und dazu kommt, dass ich an freien Tagen dazu neige, alles etwas langsamer zu machen und mich immer mal wieder stundenlang mit meinem Mann zu unterhalten. Schwupps ist der Tag vorbei.

Das alles wäre kein Problem, wenn ich in einem Arbeitstag alle Dinge (oder wenigstens die meisten) unterbringen könnte, die ich tun will, aber so etwas wie Komponieren findet in einem vollen Arbeitstag nicht so direkt seinen Platz. Da muss ich mich dann teilweise schon entscheiden, ob ich Sport mache oder übe. Übe oder lese. Bei einem freien Tag habe ich den Anspruch, dass wenigstens ein oder zwei dieser Dinge da Platz haben sollten.

Wegfahren macht die Sache insofern einfacher, als die Ansprüche natürlich schlagartig sinken. Wir schauen uns die Gegend an, reden und freuen uns. Das Dumme ist allerdings, dass wir nach etwa einer Woche Schauen und Reden und Freuen so richtig unangenehm werden, weil wir keine Musik machen können. Deswegen verreisen wir nie länger als eine Woche am Stück. Ich bin da auch gar nicht alleine, meinen Mann zieht es auch jedes Mal wieder nach Hause.

Ferien habe ich auch zu der Zeit nicht gemocht, als ich selber noch zur Schule ging. Ich habe mich immer darauf gefreut, dass der Unterricht wieder los ging. Dass ich wieder einen vernünftigen Tagesrhythmus hatte und etwas lernen und Leute treffen durfte.

Daran hat sich nichts geändert. Ein Kind zu haben, hilft mir enorm, was die Struktur anbelangt. Jetzt habe ich einen Grund, Essens- und Schlafenszeiten auch in den Ferien ungefähr gleich zu lassen. Aber so langsam schleicht sich schon ein, dass wir später essen und das Kind später ins Bett geht. Somit auch ich, denn wer will schon seine kostbare Abendfreizeit damit verbringen, sich die Zähne zu putzen und bettfertig zu machen.

Trotzdem hoffe ich immer noch auf die Möglichkeiten, die Ferien bieten. Ich hoffe noch immer darauf, dass ich die freiere Zeit auch nutze. Ich träume auch davon, dass ich irgendwann reif genug werde, dass ich mit einem freien Leben mit freier Zeiteinteilung zurecht komme. Denn die Angst habe ich nicht, dass ich eventuell nur noch faul rumhänge und nichts mache.

Die großen Ferien sind jetzt auf jeden Fall schon zum größten Teil vorbei, ein Feriengefühl hat sich noch nicht eingestellt. Mein Göttergatte fährt die Erledigungsschiene und das Wetter ist auch nicht gerade sommerlich.

Ich habe mir vorgenommen, ab sofort den Routinekram (sprich Haushalt) wieder regelmäßig und diszipliniert zu erledigen, wöchentliche Ausflüge einzuplanen und ansonsten jeden Tag ein kleines Liedchen zu schreiben, egal wie kurz oder blöd. Ihr könnt mir ja die Daumen drücken.

Wie ist das bei euch? Große Freude ob der Schulferien, sofortige Flucht in andere Gefilde? Oder seid ihr auch gleichzeitig froh und enttäuscht, wenn die Schule wieder anfängt?

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