Sonntag, September 03, 2006

Diät-Mentalität kriegt nie genug

(Eine meiner Freundinnen hat meinen Blog-Eintrag über die Sommerferien gelesen und mich gefragt, was ich unter „Diät-Mentalität“ verstehe. Hier ist die Antwort. Der zweite Teil beschäftigt sich dann mit Wegen aus der Diät-Mentalität.)
  • Diät-Mentalität bedeutet, dass man den ganzen Tag lang denkt: „Ich bin fett. Ich bin fett. Ich bin fett.“
  • Und: „Ich hätte das nicht essen sollen. Sollte ich das essen? Ich sollte das nicht essen. Ach, was soll’s. Jetzt habe ich es doch gegessen. Ich hätte das nicht essen sollen. Ich werde dafür [hier Nahrungsmittel oder Mahlzeit deiner Wahl einfügen] weglassen.“
  • Diät-Mentalität bedeutet, dass man sich und seinen Wert nach der Zahl auf der Waage beurteilt.
  • Diät-Mentalität bedeutet, dass alles gut wird, wenn nur die Zahl auf der Waage stimmt.
  • Diät zu halten bedeutet, dass man für eine endliche Zeit hungert oder sich einschränkt, und danach kann das Leben (und das Essverhalten) wieder auf "normal" zurück gehen.
  • Diät-Mentalität konzentriert sich auf diese Zahl in etwa so:"Oh, ich habe schon ein ganzes Kilo abgenommen. Jetzt kann ich mich mit absurden Mengen Schokolade belohnen." Oder wahlweise: "Oh, ich habe ein Kilo zugenommen. Wie konnte das nur passieren! Ab jetzt esse ich nur noch Wasser und Brot (oder eher Wasser, Gemüse und Joghurt), bis ich das Kilo wieder runter habe." (Außer man glaubt wie ich, dass das alles nur Wasser ist und von selber wieder weggeht.)
  • Diät-Mentalität heißt, dass man versucht, die selben zwei Kilo immer und immer wieder abzunehmen.
  • Diät-Mentalität bedeutet, dass alles wieder gut wird, wenn man nur ein paar Wochen brav ist.
Tatsächlich bekommt man keine Medaille dafür, dass man "brav" war oder abgenommen hat. (Außer vielleicht bei den Weight Watchers.) Und wie Geneen Roth sagt:
"Dünne Leute bekommen auch Cellulite, werden krank und sterben."
(Leider habe ich das Zitat nicht mehr gefunden. Ich kann aber alle ihre Bücher empfehlen. Für den Anfang besonders "When you eat at the refrigerator, pull up a chair." Das Buch gab es auch mal auf Deutsch, aber auch das finde ich gerade nicht.)

Und wenn man dann dieses verflixte Kilo endlich abgenommen hat, taucht gleich das nächste Ziel auf:
  • Als ich 84 Kilo gewogen habe, dachte ich: "Wenn ich nur wieder auf 78 wäre, wie vor der Schwangerschaft."
  • Als ich davor 78 wog, dachte ich:"Wenn ich nur wieder auf 71 wäre."
  • Als ich 71 wog, dachte ich: "Ich bin ja so dermaßen fett. Wenn ich nur wieder 69 wiegen würde."
Und dann 67, 65, 63, 60, 56. Da hörte es dann auf, denn weniger habe ich nicht mehr gewogen, seit ich meine jetzige Größe erreicht habe. Ich war 16, ich war unglücklich verliebt, ich war depressiv und sah aus wie ein Strichmännchen mit Henkelohren.

Hier Strichmännchen-Susanne:

Und hier die dicke Susanne:

Welche sieht glücklicher aus? (Ich weiß, es ist schlecht zu sehen, aber die dicke Susanne ist viel glücklicher als die knochige. Obwohl sie sich die ganze Zeit fett fühlt. (Und auf dem Foto gerade fürchterlich erkältet ist.))

Da fragt man sich natürlich, wie kommt man aus der Diät-Mentalität wieder raus?
Bleibt dran...

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hi Susanne!
Wenn das eine Diät Mentalität ist, dann habe ich das auch. Und ich wette, 90% aller Frauen, die ich kenne auch. Und genau dann wenn ich versuche davon loszukommen, werde ich von der Umgebung (Schwiegervater, Ehemann, Freundin ...) wieder darauf gebracht. Denn scheinbar ist das der Knopf, wo man draufdrücken muß um mich ganz klein zu machen. Immer noch träume ich davon schlank und schön zu sein, denn irgendwie scheint das alles zu sein was mir einen Wert verleiht.
Ich bin schon auf Wiedersehensfeiern nicht gegangen, weil ich mich zu fett gefühlt habe, habe also auf soziale Kontakte verzichtet, um mich nicht dem Gerede auszusetzen (Sind es nicht gerade alle die 90%diätfixierten Frauen, die immer nur davon reden .."ich glaube es geht ihr nicht so gut, sie ist recht mollig geworden usw" wenn sie jemand beschreiben oder "sie ist eine mollige Brünette .." oder "sie ist superschlank und erfolgreich und du würdest sie hassen" das fürchte ich zumindest).
Das alles weiß ich sogar, aber was soll ich denn dagegen tun?
Bin gespannt auf die Fortsetzung Viele Grüße,
Andrea

4. September 2006 um 10:16:00 MESZ  

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