Die Wunder moderner Medizin?
Hier geht es nicht um Chirurgie. Hier geht es um Pillen. Und Salben. Ihr müsst dazu wissen, dass ich Allergikerin bin. Als Kind reagierte ich auf Insektenstiche. Mücken, Wespen, Bienen, alle Stiche wurden rot, geschwollen und juckten. Dann stellte sich auch noch heraus, dass ich nicht etwa das ganze Jahr über eine permanente Erkältung hatte, sondern Heuschnupfen. Und dann bekam ich eine Sonnen-Allergie.
Zu der Zeit lernte ich für meine Magisterarbeit. Was konnte es für einen besseren Platz zum Lernen geben, als am Fluß? Jeden Tag verbrachte ich Stunden draußen mit meinen Büchern. Und dann fing meine Haut an zu jucken, und ich bekam einen Ausschlag. Natürlich habe ich mich mit Sonnencreme eingecremt. Meine Haut ist so weiß, dass die Leute mich beschuldigen, im Keller zu hausen, selbst wenn ich schon braun bin. Es stellte sich dann heraus, dass ich nicht gegen die Sonne allergisch bin, sondern gegen das Sonnenschutzmittel, das ich schon mein ganzes Leben lang benutzt hatte. Hm.
Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich aus einer Familie stamme, in der alles behandelt werden muss. Am besten mit Chemie. Eine Pille, eine Salbe, egal. So tat denn auch meine Mutter kühlende Salbe auf jeden einzelnen meiner Mückenstiche. Vor zehn Jahren wurde ich von einer Mücke gestochen und HATTE KEINE SALBE MEHR! Und dann?
- Mückenstiche heilen auch von alleine.
- Wenn ich keine spezielle heilende und kühlende Salbe auf meinen Mückenstich tue, habe ich keine allergische Reaktion.
Dummerweise sind meine Allergien gegen Pollen und Schimmel echt. Es war also nicht meine zarte Konstitution, die mich als Kind einen ganzjährigen Schnupfen haben ließ - ich hatte Heuschnupfen. Mir geht es ziemlich schlecht und zwar von etwa März bis Oktober. Und ab Anfang August sehe ich dann gar nicht mehr gut aus. Man würde meinen, ich hätte die Grippe, allerdings ohne Fieber. Also fing ich an, eine Pille dagegen zu nehmen. Und zwar seit zehn Jahren oder so. Mit Ausnahme meiner Schwangerschaft, als ich nur ein lasches Nasenspray nehmen durfte. Die Pillen hinderten mich nicht daran, eine laufende und juckende Nase zu haben; aber es schauderte mich, wenn ich mir vorstellte, wie es ohne sie wäre.
Ich weiß gar nicht genau wieso, aber letzte Woche zog ich den Beipackzettel zu diesen Pillen das erste Mal seit Jahren wieder aus der Schublade. "Kann Müdigkeit hervorrufen. Kann die Fähigkeit, schwere Maschinen zu bedienen und Auto zu fahren einschränken. Kann gesteigerten Appetit hervorrufen." Hm. Ich bin jetzt seit Jahren müde, egal wie viel ich schlafe. Und vielleicht gibt es einen Grund dafür, dass ich im Sommer nie abgenommen habe. Also habe ich beschlossen, die Pillen abzusetzen und zu warten, was passiert. Also:
- Ich bin nicht mehr müde, obwohl ich zu wenig geschlafen habe.
- Mein Hirn fühlt sich nicht mehr taub und voller Watte an.
- Ich niese weniger als vorher.
- Ich habe allerdings Niesanfälle, Halsweh und juckende und tränende Augen.
Irgendwelche Vorschläge? Was findet ihr schlimmer? Die Krankheit oder die Behandlung?