Donnerstag, Juli 27, 2006

happy birthday to me!

Hier bin ich nun, 39. Als ich jung war dachte ich, wenn ich erst einmal so ein Alter erreicht habe, habe ich mein Leben in der Tasche. Äh, nicht ganz.

Aber ich bin wirklich stolz auf mich. Im Laufe des letzten Jahres hat ich eine Menge Veränderungen zum Besseren bewirkt. Habe neue Dinge angefangen, wie Gitarre spielen und Nicht-jeden-Abend-in-der-Küche-Schokolade-essen. Und die wichtigste Veränderung von allen, ich arbeite daran, Musikerin zu sein. Dieses Mal so richtig. Keine "Ich habe aber keine Zeit!" und "Ich mache es gleich morgen."-Ausreden.

Bis jetzt hatte ich einen sehr netten Geburtstag mit Schwarzwälder Kirschtorte, selbstgebastelten oder -geschnittenen Blumen von meinen beiden Männern und dann

HABE ICH DIESES BEKOMMEN!!!!!

Genau was eine Frau braucht. Eure tollen Schuhe könnt ihr alle behalten.

P.S.: In Wirklichkeit habe ich nur einen halben bekommen, aber ich habe trotzdem einen bestellt und in einer Woche oder so werde ich den Laptop haben, den ich schon immer wollte, seit Apple die ersten iBooks hergestellt hat. In Orange. Aber ich bin auch mit weiß zufrieden, wenn es zehn Mal so schnell ist.

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Mittwoch, Juli 26, 2006

Prä-konzertale Ängstlichkeit

Silent all these years


29. Juli 2006
20 Uhr bei mir

Bald ist es so weit. Nur noch drei Tage. Und nein, ich spreche nicht von BlogHer, ich spreche von meinem eigenen persönlichen Hauskonzert. Und ihr könnt euch gerne noch einladen lassen, schickt mir einfach eine E-Mail an diapersandmusic AT web DOT de. Ich habe 18 Einladungen an 25 Leute geschickt. Bis jetzt haben zwei Leute gesagt, sie kommen, und zwei, dass sie nicht kommen. (Und ich habe nachgesehen, das Datum auf der Einladung stimmt, und es gibt einen kleinen Absatz mit "Bitte sagt Bescheid, ob ihr kommt" und meine Telefonnummer und E-Mail-Adresse sind korrekt.)

Das ist also meine erste Unsicherheit. Werde ich vor einem leeren Raum spielen? Und wenn nur zwei Leute kommen, spiele ich trotz meines Mini-Publikums? Und ich rechne meinen Mann und meinen Sohn nicht mit, die beide kommen werden. Allerdings musste mein Sohn sich heute morgen das halbe Programm anhören und nach jedem Lied fragte er "Bist du jetzt fertig?" Er klopfte auf mein Bein, während ich spielte, stellte eine Million Fragen und verkündete dann, er könne nicht so lange still sitzen. Also wird er wohl nicht das ganze Konzert anhören. (Ich habe einen Babysitter in Bereitschaft.)

Mein Mann wurde heute richtig grummelig, weil dieses Konzert natürlich unseren alljährlichen Vor-Sommerferien-Stress verstärkt. Und ich musste zum Friseur. Aber ich habe mich zurückgehalten und keine neuen Klamotten gekauft.

Stattdessen habe ich ein neues Mikrophon gekauft. Es ist fantastisch. Vor ein paar Wochen haben wir Mikrophone getestet. Mein Mann richtet sein Studio neu ein für seine neue CD. Und wir fanden heraus, dass das Mikro, das ich alle Jahre benutzt habe, bei weitem das Schlechteste für mich war. Sogar ein einfaches SM 57 klang besser.

Und ich habe noch etwas heraus gefunden, mein Performance Problem beruhte zum großen Teil nicht auf Lampenfieber, sondern auf Mikro-Angst. Darauf konnte ich nicht vorher kommen, weil ich Mikrophone nur in Situationen benutzt habe, in denen es eine Menge Gründe gab, nervös zu sein, wie etwa auf der Bühne vor Publikum oder im Studio. Mir ist nie klar geworden, dass ich vor dem Mikro als solchem zurückschrecke.

Also habe ich in den letzten zwei Wochen mein Keyboard und mein neues wundervolles hervorragendes Mikrophon aufgebaut und mit dem tatsächlichen Equipment geübt. Ich muss zugeben, in dieser Hinsicht früher schlampig gewesen zu sein. Großer Fehler. In der Vergangenheit habe ich es versäumt, mich mit der PA anzufreunden. Und nachdem ich für eine Sängerin schon recht ungewöhnlich bin, weil ich einem Mixer erzählen kann, was ich will (nicht so viel Hall, mehr Mitten und die "Nasenfrequenz" absenken, bitte) und meine eigene PA aufbauen kann, dachte ich, ich bin aus dem Schneider. Ha!

Ich sollte es langsam wissen. Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe etwas in der Tasche, entschlüpft es mir wieder. Aber ich arbeite dran. Und das neue fabelhafte Mikro und der neue Röhrenverstärker helfen.

Aber von den paar Problemen abgesehen freue ich mich auf Samstag. Also, wenn du in der Nähe bist (von M.U.E.N.C.H.E.N.) am 29. Juli, komm. Ich freue mich schon.

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Sonntag, Juli 23, 2006

Die Hochzeit meiner Schwester und ich (Teil 2)

(Ich weiß, ich bin spät, sorry.)


Also, nach einer etwas unruhigen Nacht, Leute, die unter meinem Fenster rumlärmen, eine Kirchturmuhr, die jede Stunde schlägt und schlussendlich der Raucherhusten meiner Mutter um 5.22 Uhr. Ich war hundemüde und hellwach. Aber ich hätte sowieso um sechs aufstehen müssen. Ich habe meditiert, etwas Gymnastik gemacht und Morgenseiten geschrieben. Ich habe meine wirklich engen schwarzen Jeans und mein geblümtes, gerüschtes braunes Top mit dem neuen BH angezogen und Make-up aufgetragen. Dann ging ich nach unten und hatte ein typisch deutsches Hotelfrühstück. Bäh! Okay, es gab sogar Tee, aber das war die Sorte, bei der ich lieber Kaffe trinke (und ich mag Kaffee überhaupt nicht). Beim Frühstück musste ich schon gleich wieder in Panik ausbrechen, weil ich offensichtlich die Einzige von der ganzen Hochzeitsgesellschaft war, die noch nicht Zähne geputzt und Koffer gepackt hatte. Also sauste ich nach oben, putzte, trug Lippenstift auf und packte, sauste wieder nach unten und bezahlte mein Zimmer. Unterwegs traf ich meine Mutter. Ich hatte schon gedacht, die anderen wären ohne mich losgefahren und hätten mich ohne Transportmöglichkeit zurückgelassen. Aber dann entdeckte ich das Auto meiner Eltern, packte meinen bescheidenen Rucksack auf ihren enormen Koffer in den Kofferraum und dann - warteten meine Vater und ich auf meine Mutter.

Ich verspürte sofort ein Gefühl großer Vertrautheit. Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, fing jede Autofahrt so an. Letzten Endes kam sie noch und obwohl wir ein bisschen spät dran waren, kamen ein oder zwei Gäste sogar noch nach uns. Wir trafen uns wieder bei der Wohnung meiner Schwester und fuhren in einer Karawane aus drei Autos los. Alles wurde auf Video festgehalten und vier Leute haben fotografiert.

Das Standesamt befindet sich in einem wirklich schönen alten Teil des Rathauses. Die Standesbeamtin, die die Zeremonie abhielt, war nicht sehr inspirierend, aber die Umgebung schon.


Meine Schwester war sehr abgeklärt und wies alle Zeichen der Aufregung bei sich oder ihrem Gatten in spe weit von sich, obwohl mir beide etwas angespannt vorkamen. Dann, nach etwa der Hälfte der Zeremonie, sah ich dieses halbe Lächeln auf ihrem Gesicht. Es sah so aus, als wäre sie leicht amüsiert, aber ich kenne sie besser: Es verbirgt die Tatsache, dass sie so gerührt ist, dass sie fast in Tränen ausbricht. Was sie aber nicht tat (emotionale Ausbrüche werden in unserer Familie nicht gerne gesehen.)

Danach gab es eine Fülle von Umarmungen und Fotos, Glückwünsche und dann zog die Schwiegerfamilie den Sekt aus der Tasche. Da meine Schwester in einer Bücherei arbeitet, die dem Standesamt genau gegenüber liegt, kamen alle Bibliothekare herausgeströmt und wir hatten einen kleinen Stehempfang mitten auf dem Rathausplatz.

Da war sie nun, meine kleine Schwester, verheiratet. Und ich mag meinen Schwager sehr. Und sie hat ihren Namen geändert! Wer hätte das gedacht! Sie sagte, sie wollte nicht permanent eine Kopie ihrer Heiratsurkunde in der Tasche mit sich herumtragen, so wie ich, nur um beweisen zu können, dass sie mit ihrem Mann verwandt ist. Und wenn sie schon einen Namen haben muss, den man immer buchstabieren muss, dann lieber mit fünf als mit neun Buchstaben.

Die beiden sahen sehr süß aus, nur milde aufgerüscht, sie in Hosen, die keine Jeans sind, und er tatsächlich in einem echten Hemd (Leihgabe seines Vaters). Ich glaube, die Mütter waren ein bisschen traurig, dass alles so wenig elegant war. Meine Schwester trug nicht einmal Make-up, weil es so heiß war, dass alles binnen Sekunden schmolz. Aber jedes Bedauern und alle Gedanken wie “Wir hätten daraus eine richtige Hochzeit machen sollen.” lösten sich auf, als wir das nächste Pärchen vor dem Standesamt sahen. Sie waren völlig korrekt gekleidet, mit dem weißen Kleid, dem dreiteiligen Anzug, alle in Abendkleidung und die Frauen waren offensichtlich alle noch vor sieben Uhr morgens beim Friseur gewesen. Aber alle sahen irgendwie unglücklich und angespannt aus. Da waren wir sehr erleichtert, dass wir zwar weniger chic, aber dafür um einiges lustiger waren.

Nach dem Sekt hatten wir etwas Zeit zur freien Verfügung. Das war eindeutig der schwächste Teil der Hochzeit. Letzten Endes gingen wir zu sechst einen Mixer kaufen. Danach hatten wir ausgezeichneten Kaffee, durften aber leider nichts von dem exzellent aussehenden Kuchen probieren, weil wir ja eine halbe Stunde später Mittag essen sollten.

Und wieder trafen wir uns bei der Wohnung meiner Schwester (und meines Schwagers). Übrigens mussten diejenigen, die mit dem Auto fahren wollten, weil sie diverse Fußbeschwerden hatten, etwa genauso weit laufen wie diejenigen, die sich für fit deklariert hatten und zu Fuß zurück gehen wollten. Allerdings in die entgegen gesetzte Richtung. Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass ich zu Fuß ging. Mir machte auch die Hitze als einziger nichts aus. Ich war sogar die Einzige, die morgens noch eine Strickjacke über ihr Top zog, weil ich es etwas kühl fand.

Das große Hochzeitsessen fand außerhalb in einem griechischen Bio-Restaurant statt. Ich war freudig überrascht, als ich sah, dass es so etwas wie Skordalia gab. Das Essen war ausgezeichnet und der Service gut. Gegen Ende der Mahlzeit fragte der Besitzer nach dem Anlass für unsere Feier. Als wir ihm von der Hochzeit erzählten, hielt er eine Rede über die Ehe und das Leben und schenkte dem jungen Paar eine Flasche Wein. So kam meine Schwester doch noch zu ihrer Rede, auch wenn sie nicht vom Brautvater gehalten wurde, der zu schüchtern für öffentliche Auftritte ist. Während wir aßen gab es das lang ersehnte Gewitter und wurde endlich etwas kühler.

Nach dem Essen wurden wir etwas feucht und trafen uns wieder in der Wohnung. Dort stopften wir uns in das Wohnzimmer. Es war recht eng, aber ich war die Einzige, die auf dem Boden sitzen musste. Wir tranken Kaffee. (Ja, ich weiß, aber schließlich trinken die Deutschen mehr Kaffee als Bier pro Kopf, und wir sind ja nicht gerade dafür bekannt, Weintrinker zu sein.) Interessanterweise war erstmal niemand besonders scharf auf den Kuchen. Das könnte etwas mit dem luxuriösen Drei-Gänge-Menü zu tun haben, dass wir kurz davor zu uns genommen hatte.


Nachdem sich jeder mit seiner Kaffeetasse häuslich eingerichtet hatte, bereitete ich mich darauf vor, mein persönliches Geschenk zu überreichen. Ich wollte gerne für meine Schwester singen. Meine Möglichkeiten waren allerdings recht begrenzt, weil ich nur meine Stimme und mich hatte und ich erstaunlich wenig Liebeslieder im Repertoire habe. Vor allem solche, die gut klingen ohne Begleitung. So stand ich auf, ziemlich nervös, stellte fest, dass die wirklich enge Jeans keine so gute Wahl zum Singen war und sang "Throw it away" von Abbey Lincoln. Ich habe dieses Lied von Rhiannon gelernt und es liegt mir sehr am Herzen. Und es ist nicht eines dieser billigen und kitschigen Liebeslieder. Es lief sehr gut, jeder hörte gebannt zu (außer natürlich meinen Eltern, die abwechselnd die Nase putzten und husteten), leider vermauschelte ich gegen Schluss mal wieder den Text. Meine Schwester fing sogar an, zu schluchzen, was ziemlich süß war, aber dann fing ich auch an und es ist etwas schwierig, zu singen während man weint. Aber eine erfahrene Sängerin wie ich singt ihr Lied trotzdem zu Ende.

Dieser hochgradig emotionale Moment wurde dann sofort von ein oder zwei witzigen Bemerkungen meiner Eltern in Luft aufgelöst, so dass wir zum unterhaltsamen Auspacken der Geschenke fortschreiten konnten. Diese enthielten folgendes:


Und jenes:

Dann wurde Kuchen gegessen. Natürlich. Dann fuhren meine Eltern und kurz darauf war es auch schon Zeit für mich den Zug zu nehmen. Ich schlüpfte wieder in Alltagsklamotten und wurde durch den strömenden Regen zum Bahnhof gefahren.

Dort hatte ich schon Angst, mein gutes Zug-Karma hätte mich verlassen, weil der Zug vierzig Minuten Verspätung hatte. Als ich an meinem Bestimmungsort ankam, war er aber nur noch 15 Minuten zu spät. So kam ich nur kurze Zeit später zuhause an, als erwartet. Es war allerdings ein ziemlich langer Tag. Nicht gut geschlafen, wach um 5.22 und zuhause um 12. Die Zugfahrt war sehr angenehm, sehr ruhig und sehr kühl. Wieder hatte ich Zeit zu denken, zu lesen, zu schreiben und Musik zu hören. Himmlisch.

Dieser Bericht von der Hochzeit meiner Schwester mag sich ja wenig aufregend anhören, aber es war genau richtig so. Alles lief glatt, ich habe nette Menschen getroffen, und es war eine sehr schöne unstressige Feier. Und natürlich ein für mich besonderer Anlass. Schließlich heiratet meine einzige Schwester nicht jeden Tag. Und ich liebe sie sehr und wünsche den beiden alles Gute.


(Schnief.)

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Montag, Juli 17, 2006

Blog me!


Sorry Leute, heute nur ausländisch.

Sonntag, Juli 16, 2006

Die Hochzeit meiner Schwester und ich (Teil 1)

Ich weiß, ich schulde euch einen Bericht. Ja, meine Schwester hat geheiratet, und ja, ich war da. Es war sehr schön und unerwartet harmonisch und rührend. Seitdem (und auch schon unterwegs im Zug) habe ich versucht, einen offenen Brief an meine Schwester zu schreiben oder ein paar tiefsinnige Gedanken zum Thema Hochzeit von mir zu geben, aber es hat nicht geklappt. Deshalb gibt es hier jetzt in gewohnter ausschweifender Manier einen Bericht, wie ich die Hochzeit meiner Schwester erlebt habe.

(Liebe Schwester, wenn du selber etwas dazu schreiben möchtest, kannst du es mir mailen und ich stelle es hier ein.)

Ich bin also vor etwa zehn Tagen in Richtung Norden gefahren, das Packen hat länger gedauert als ich wollte, aber kurz genug, dass ich noch Sport machen und mich einsingen konnte. Dann wurde mir erst so richtig klar, was sich in meinem Leben durch die Ankunft des Kindes verändert hat, ich konnte nämlich ganz lässig mit einem kleinen und einem großen Rucksack zur S-Bahn gehen, auf dem Bahnsteig lesen, mir am Bahnhof ein Croissant kaufen, ich musste keinen Buggy rumwuchten, niemanden davon abhalten, irgendwo draufzuklettern oder sich vom Bahnsteig zu stürzen, ich hatte keine Debatten darüber, ob man seine Füße auf den Sitz tun oder unter denselben kriechen darf. Und fast zwei Tage lang hat niemand an meiner Hose gezogen und "Mama, Mama, Mama." gerufen. Wow!

Zug fahren war wunderbar, der Zug halb leer (keine Fussball-Fans!), ich hatte im Ruhe-Bereich gebucht, etwas, dass ich mit Kind nicht wage, und es war tatsächlich ruhig. (Ruhebereich ist die Zone, in der man nicht telefonieren darf. Ja, so etwas gibt es auch.)

Ich wurde wider Erwarten von meinem Schwager in spe abgeholt, was ich aber auch ganz nett fand, das erhöhte nämlich die Zahl der Gespräche, die ich mit ihm geführt habe, drastisch. Wir fuhren in die Wohnung meiner Schwester, wo schon alle auf mich warteten. Das dachte ich zumindest, aber dann saßen wir einfach relativ lange rum. Dummerweise esse ich für gewöhnlich um sieben zu Abend und es war schon halb acht.

Schon diesen Abend verbrachte die ganze Hochzeitsgesellschaft gemeinsam: die Eltern der Braut und des Bräutigams, die je eine Schwester der Braut und des Bräutigams, ein Freund von ihm und zwei Freundinnen von ihr, was dann auch die Trauzeugen einschloss.

Einen kurzen Moment der Panik erlebte ich, als es hieß, das für mich reservierte Zimmer wäre nicht mehr reserviert. Das hatte sich dann allerdings als Fehlalarm herausgestellt. Die Zimmer waren nett.

Wir aßen und tranken recht deftige deutsche Hausmannskost, ich hatte zum Beispiel Rinderfilet mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen. Rindfleisch aus eigener Zucht, hervorragend. Leider war der Service etwas überfordert und ein Teil unserer Bestellung wurde verwechselt und manche Getränke kamen dann erst nach mehrfacher Aufforderung. Interessanterweise war ich die erste, die aufstand, um ins Bett zu gehen. Zum Teil war das wohl auch darauf zurückzuführen, dass jeder darauf gewartet hat, wer nun dieses Essen bezahlt. Ein Polterabend gehört ja nicht direkt zur Hochzeit. Ich meinte also zu meinem Vater, es würde doch wohl jeder selber zahlen, was er großzügigerweise mit einer Handbewegung vom Tisch wischte.

Ich war auch die Einzige, die meine Schwester fragte, wann wir denn in der Pension losfahren müssten, um pünktlich bei ihr zu sein, damit wir dann alle gemeinsam zur Trauung fahren konnten. Da merkte ich wieder, wie eingefleischt Familien-Angewohnheiten sind. Meine Schwester sagte, eine Viertelstunde vorher, der Bräutigam meinte, zwanzig Minuten und als meine Mutter sich zu mir umdrehte, um noch einmal nachzufragen, sagte ich wie aus der Pistole geschossen "Eine halbe Stunde vorher, Mama." Meine Schwester und mein Vater, die den gesamten Wechsel verfolgt hatten, zuckten beide mit keiner Wimper. Ihr könnt es euch schon denken, meine Mutter ist nicht für ihre Pünktlichkeit bekannt. Wir waren übrigens am nächsten Morgen auch die letzten.

(wird fortgesetzt)

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Mittwoch, Juli 05, 2006

Ich dachte, ich kauf' mal eben einen BH

Erster Fehler. Zweiter Fehler: Ich dachte, es geht einfacher und schneller, wenn ich nicht in die große Stadt fahre, sondern hier im Vorort bleibe. Ich gehe also in das ortsansässige Wäschegeschäft mit einem selten dämlichen Namen. Ich gehe da rein, mit dem Top, dass ich zur Hochzeit meiner Schwester tragen will und sage, ich suche einen dazu passenden BH, keine durchsichtigen Träger, nicht "fleischfarben" und nicht weiß. Die Verkäuferin schaut mich an und sagt:

"Wahrscheinlich haben sie 75 C."

"Ich weiß nicht, ich habe gerade ziemlich abgenommen, kann schon sein."

Was bringt mir die Frau dann? Richtig, eine Reihe weißer oder fleischfarbener BHs mit durchsichtigen Trägern. Gepolstert. Bei manchen kann man die Träger abmachen, aber da stehen die Körbchen dann lustig von meinem Busen weg. Und in welcher Größe bringt sie die BHs? 80 C. Ich:

"Ich hätte aber lieber einen in 75."

"Dann ist er ja so eng."

"Ich hätte aber lieber einen in 75." (Damit er noch passt, wenn ich noch etwas abnehme.)

"Aber es ist doch viel besser, wenn er nicht so eng ist."

Nach dem ich darauf bestehe, bringt sie mir einen in 75 C. Ich:

"Die Körbchen sind aber zu klein."

"Ich habe ja gesagt, der ist zu eng, ich gebe Ihnen mal den in 80C."

"Nein, die Körbchen sind zu klein."

"Aber das ist doch C, sie hatten doch eben auch C."

Äh ja, aber 80 C. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich den Laden verlassen sollen.

(Anmerkung für eventuell mitlesende Männer: Die Zahl bezeichnet die "Unterbrustweite" in cm, der Buchstabe die Körbchengröße, je weiter hinten im Alphabet, desto größer. Jetzt kommt der Trick: Da Frauen mit einem weiteren Brustkorb in der Regel auch einen größeren Busen haben, ist das Körbchen von 75 C so groß wie das von 80 B. 80 C folglich so groß wie 75 D. Männer müssen so was nicht wissen. Frauen, die in Dessousgeschäften arbeiten schon.)

Schließlich wollte sie mich davon überzeugen, dass ein braunes, gepolstertes Monster mit gefakter, aufgedruckter schwarzer Spitze perfekt wäre. Sie wäre sogar so gnädig gewesen, den BH ohne den dazu gehörigen String zu verkaufen. Leider war der BH aber: etwa doppelt so teuer wie ich ausgeben wollte, potthässlich und - zu groß. Nur, weil der BH irgendwie an mir hält und mithilfe der Träger auch den Busen stützt, heißt das noch lange nicht, dass er passt.

Ich habe mich mit einem lahmen "Ich muss mir das noch einmal überlegen, weil er so teuer ist." aus der Affäre gezogen. (Ehrlich gesagt war ich noch lahmer: Ich habe gesagt, ich müsse das mit meinem Mann besprechen. Und das war gelogen.)

1 1/2 Stunden vertan und immer noch keinen BH. (Und in den 1 1/2 Stunden anziehen, ausziehen, Top drüber, ausziehen, anziehen ...)

Erst mal nach Hause und ein Eis essen.

Tatsächlich habe ich nach dem Eis noch einen zweiten Vorstoß unternommen. Ich bin zu einem Geschäft gegangen, dass meine Schwiegermutter empfohlen hat. Dort gäbe es auch Triumph. Schön. In der Stunde, die ich dort war, habe ich keine einzige Verkäuferin gesehen, sie hatten allerdings auch Räumungsverkauf und es war Hochbetrieb. Die Auswahl war nicht so berückend und bewegte sich vor allem in dem Bereich, den meine Oma bevorzugen würde. (Wenigstens hat niemand versucht, mir einen String zu verkaufen.) Meine Größe ist übrigens, wie schon erwartet, 75 D. Als erstes habe ich mir einen von diesen schwarzen Sport-BHs gekauft, die ich seit Jahren ausnahmslos trage. (Ich habe allerdings auch einen weißen.) Wegen meiner momentanen Schrumpfungstendenzen passen mir die, die ich zu Stillzeiten in 90 C gekauft habe, nicht mehr so gut. (Und mein Intermezzo im Dessous-Geschäft hat mir auch wieder klar gemacht, warum ich meine BHs lieber im Sportgeschäft kaufe.)

Ich liebe diese BHs, sie kneifen nicht, sie drücken nicht, man muss keine Angst haben, dass einem beim Bücken der Busen aus dem Ausschnitt purzelt, sie haben keine Nähte, sehen gut aus, und ich muss mich nicht umziehen, wenn ich Yoga mache oder so was. Der einzige Nachteil sind die bequemen breiten Träger, die zu einem Spaghetti-Top irgendwie nicht ganz so gut aussehen. Aber auch das hätte ich in Kauf genommen, wenn meine Augen nicht beim Bezahlen noch einen Tisch mit heruntergesetzten BHs entdeckt hätten. Jetzt habe ich auch noch ein türkises Etwas mit Bügeln. Leider sind die Körbchen etwas klein (75 C), aber das Top, das ich tragen werde, hat an der entscheidenden Stelle Rüschen (äh ja, ich weiß, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal etwas tragen würde, dass gleichzeitig Rüschen, Blumen und Schleifen hat, aber vertraut mir, es sieht hervorragend aus). Ich rechne immer noch damit, weiter zu verschlanken (dann würde er passen) und dieser BH kostete nur 10% von dem braunen Ungetüm.

Ich weiß nicht, warum ich mich in meinem Alter immer noch von Verkäuferinnen einschüchtern lasse, aber ich empfehle allen BH-Käuferinnen diese Tips von Bitch PhD zur richtigen Auswahl eines BHs, Teil 1 und 2 und des weiteren auch diese Story von Oprah (Vorsicht Englisch.)

Sonntag, Juli 02, 2006

Verbesserungen

Wenn man eine Hausaufgabe von zwei Seiten gleichzeitig bekommt, muss man sie einfach machen. Sowohl Cheryl Richardson als auch FlyLady haben uns aufgefordert, aufzuschreiben, was wir zum Besseren verändert haben. Nachdem ich das hier zum ersten Mal mache, schließe ich auch Dinge ein, die ich schon im letzten Jahr angefangen habe. Zuerst die Flylady-bezogenen Verbesserungen, dann der Rest:

1. Die Spüle glänzt fast jeden Abend.
2. Jeden Morgen vor dem Frühstück bin ich vollständig angezogen, inklusive Schuhe.
3. Ich mache jeden Morgen die Küche und "swish and swipe" die Bäder.
4. Die Wäsche ist unter Kontrolle.
5. "Homeblessing" passiert fast jede Woche.
6. Ich gehe rechtzeitig ins Bett - fast.
7. Ich esse weniger Süßigkeiten und habe meine "Nur eine Tüte Chips pro Monat"-Regel seit Mai eingehalten.
8. Seit November spiele ich fast jeden Tag Klavier. Es gab nur zwei oder drei Wochen, wo ich bis auf ein oder zwei Mal pro Woche gefallen bin.
9. Ich habe wieder angefangen, Singen zu üben, allerdings unregelmäßig (vor allem wegen Halsproblemen).
10. Ich habe wieder angefangen, Gitarre zu üben und habe jeden zweiten Tag gespielt. Manchmal mehr. Ich bekomme schon Schwielen an den Fingerspitzen der linken Hand. (Das ist gut. Das bedeutet, dass Gitarrespielen in naher Zukunft nicht mehr wehtun wird.)
11. Ich habe jeden Tag mindestens zehn Minuten meditiert, seit ich letzten Juni damit angefangen habe.
12. Seit Februar habe ich zwei bis drei Mal pro Woche gebloggt.
13. Nachdem ihr euch wundert, wo ich die Zeit für alle diese Dinge hernehme: Ich habe die Fernseh- und Computerzeit reduziert. Außerdem habe ich aufgehört, Modemagazine und diese Dinger zu lesen, die man im kostenlos im Bioladen bekommt.
14. Seit Dezember trinke ich Alkohol fast nur noch am Wochenende.
15. Seit ich mich an "Playful Parenting" orientiere, schreie ich meinen Sohn seltener an.

Nicht schlecht, oder? Ich klopfe mir hiermit auf die Schulter. Jetzt muss ich nur noch meine Ziele für Juli auflisten.

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Samstag, Juli 01, 2006

Warum ich froh bin, erwachsen zu sein

Anfang der Woche hatte ich ein Gespräch mit einer Schülerin. Sie erzählte, dass einige ihrer Lehrer gemeint hätten, sie und ihre Klassenkameraden sollten froh sein, Teenager zu sein. "Wartet nur, bis ihr erwachsen seid und den ganzen Tag irgendeine stupide Arbeit machen müsst und von eurem Boss unterdrückt werdet! Jetzt habt ihr wenigstens ein oder zwei Fächer, die ihr mögt."

Hm. Erst Mal muss ich sagen, dass mir diese Lehrer wirklich Leid tun. Wenn sie so unglücklich sind, sollten sie vielleicht etwas an ihrem Leben ändern. Aber dann musste ich meiner Schülerin folgendes sagen:

Obwohl es tatsächlich Menschen gibt, für die Kindheit und Jugend der schönste Teil des Lebens sind, bin ich wirklich froh, erwachsen zu sein.

Was ich am meisten daran mag, ist der Grad an Freiheit und Unabhängigkeit, den ich habe. Freiheit und Verantwortung gehen Hand in Hand, aber ich bin sogar gerne verantwortlich. Für mich und mein Kind. Während ich älter geworden bin, bin ich auch glücklicher und zufriedener geworden. Meine Kindheit und Jugend waren bestimmt von Angst und Unsicherheit. Als ich ungefähr so alt war, wie meine Schülerin jetzt, wünschte ich mir:

  • jemanden, der mich liebt und mit dem ich großartigen Sex haben könnte
  • Musikerin zu werden
  • cool und akzeptiert zu sein
  • schöne Kleider (okay, coole Kleider)
  • mich mit mir selbst und meinem Aussehen wohl zu fühlen
  • lockiges Haar
  • mindestens genug Geld
  • intellektuell und emotional stimulierende Gesellschaft
Und jetzt, wo ich dies' schreibe, ist das alles in Erfüllung gegangen. Abgesehen von dem Teil, wo ich cool und akzeptiert bin. Aber auf der anderen Seite gibt es tatsächlich Leute, die mich cool finden. (Und nein, ich habe keine Dauerwelle. Es hat sich herausgestellt, dass glatte Haare mit einem Pony voller Wirbel, das sich schlecht frisieren lässt, in Wirklichkeit bedeutet, dass man welliges Haar hat. Pff.)

Also an alle Teenager da draussen: Glaubt nicht, dass das Leben nur schlechter werden kann. Bitte. Es liegt an euch, das zu ändern.

Und an alle Erwachsenen: Wenn ihr unglücklich seid, bitte denkt dran, dass ihr eine Wahl habt.

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